Der Abbau steht in einer langen Reihe von Jobkürzungen bei dem Traditionskonzern. Auch Kaesers Vorgänger hatten mit tiefen Einschnitte immer wieder für Aufregung gesorgt. Siemens beschäftigte einst fast eine halbe Million Menschen, zuletzt waren davon weltweit 343.000 übrig, 115.000 in Deutschland. Kaeser hatte angekündigt zunächst den Wirtschaftsausschuss, der am Donnerstag tagt, und die Belegschaft zu informieren und sich erst danach an die Öffentlichkeit zu wenden.

Kaeser hatte nach seinem Amtsantritt im Sommer 2013 zwei Organisationsebenen bei Siemens komplett abgeschafft. In der Sektororganisation sowie in den Regionalverwaltungen arbeiteten früher knapp 12.000 Beschäftigte. Kaeser hatte versprochen, für so viele Betroffene wie möglich eine andere Stelle im Konzern zu finden. Die mehr als 7000 Beschäftigten sind nun offenbar überzählig. Kündigungen sind bei Siemens allerdings selten. Meist erreicht das Management sein Ziel mit Abfindungen oder Ruhestandsregelungen. Kaeser hat bereits angekündigt, Einnahmen aus dem Verkauf der Hälfte an Bosch Siemens Hausgeräte und der Hörgerätesparte für die Abbaukosten zu verwenden.

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KOSTEN SOLLEN RUNTER

Der Siemens-Chef will sein Haus rentabler machen und richtet den Mischkonzern deshalb stärker auf die Energietechnik, Öl- und Gasförderzubehör und Industrieausrüstung aus. Eine Milliarde Euro Kostenersparnis soll das bringen. Um die Siemens-Bürokratie einzudämmen, strich er vier Geschäftsektoren, die sein Vorgänger Peter Löscher eingeführt hatte, um das Riesenunternehmen handhabbarer zu machen, sowie die Regionalorganisationen, in denen jeweils mehrere Ländermärkte zusammengefasst waren. Seit Oktober agiert Siemens ähnlich wie in der Zeit vor Löscher wieder mit neun Divisionen, die von der Bahntechnik bis zur Kraftwerkswartung reichen. Die Medizintechnik wird zudem stärker innerhalb des Konzerns verselbständigt. Investoren rechnen damit, dass sie eines Tages wie zuletzt die Leuchtmitteltochter Osram abgespalten wird.

Zum Stellenabbau in der Verwaltung, der vor allem die Zentralstandorte München und Erlangen treffen dürfte, kommt noch der Wegfall von 1200 Mitarbeitern im Energietechnikgeschäft. In der Belegschaft wird zudem befürchtet, dass der Abbau wegen der Investitionszurückhaltung in der Förderindustrie noch umfangreicher ausfallen könnten. Hinzu kommt die Sorge vor Kaesers Plänen im Umgang mit unrentablen Geschäftsfeldern. Der Manager hatte zuletzt angekündigt, spätestens bis Mai darüber zu entscheiden, was mit Einheiten passiert, die keine Gewinne schreiben.

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SCHRUMPFKURS DAUERT AN

Personaleinschnitte haben bei Siemens inzwischen Tradition. So strich Kaesers Vorgänger Löscher knapp 17.000 Stellen um die Rendite zu steigern, vor allem in der Verwaltung. Der Kahlschlag hatte aber schon in den 1990er-Jahren unter Heinrich von Pierer begonnen, der hauptsächlich die Medizintechniksparte zur Ader ließ. Vor zehn Jahren begann dann der bis heute andauernde Schrumpfkurs. Mehr als 15 größere Geschäftsfelder und Beteiligungen wurden seither abgespalten, verkauft oder an die Börse gebracht. Der Umsatz sank von rund 87 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2000/2001 auf zuletzt knapp 72 Milliarden Euro, die Mitarbeiterzahl von 477.000 auf knapp unter 350.000. Für viele endete auch der Weg aus Siemens heraus bitter: Nach dem Börsengang Osrams etwa kündigte das eigenständige Unternehmen den Abbau von gut 16.000 Stellen an.

Reuters