Die Beziehungen zu Ägypten sind traditionell gut bei Siemens. Im Juni 2015 erhielten die Bayern einen aufsehenerregenden Milliardenauftrag des nordafrikanischen Landes, damals profitierte die Energietechniksparte von einer Kraftwerksbestellung über acht Milliarden Euro. Sieben Jahre später ist es weiterer Mega-Auftrag aus dem Land der Pharaonen, der den Vorstand strahlen lässt. 8,1 Milliarden Euro Ordervolumen schreibt sich die Verkehrstechniksparte Mobility in die Bücher. "Dies ist der größte Auftrag in der Geschichte von Siemens", freute sich Siemens-Chef Roland Busch.

Siemens baut mit Partnern ein Hochgeschwindigkeitsnetz, das auch den im September 2021 angekündigten "Suezkanal auf Schienen" beinhalten wird, eine 660 Kilometer lange Strecke zwischen den Hafenstädten Ain Sochhna am Roten Meer und Alexandria am Mittelmeer. 2.000 Kilometer lang sind all die Trassen insgesamt, sie verbinden 60 Städte und bieten 90 Prozent der ägyptischen Bevölkerung Zugang. Teil des Netzes sind Verbindungen zwischen Kairo und Abu Simbel an der Grenze zum Sudan sowie zwischen dem Archäologiezentrum Luxor und dem Badeort Hurghada. Die Siemens-Sparte Mobility liefert 41 Hochgeschwindigkeitszüge, 94 Regionalzüge und 41 Güterlokomotiven, acht Betriebs- und Güterbahnhöfe. Eine über 15 Jahre laufende Wartungsvereinbarung ist ebenfalls Teil des Vertrags. "Mit unserer neuesten Technologie für Schienenfahrzeuge, Signaltechnik und Instandhaltung wird Ägypten über das sechstgrößte und modernste Hochgeschwindigkeitsbahnnetz der Welt verfügen", sagt Busch.

Prognosen angehoben

Der Siemens-Chef kann Erfolgsmeldungen gerade gut gebrauchen. Denn zuletzt mussten die Münchner bei den Halbjahreszahlen einen Ergebniseinbruch bekannt geben. Von September bis Ende März war der Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte auf 1,2 Milliarden Euro gefallen. Ein Grund waren Belastungen wegen des Rückzugs von Siemens aus Russland in Höhe von rund 600 Millionen Euro. Die Abschreibungen trafen vor allem die Bahnsparte Mobility. Bis Ende des laufenden Geschäftsjahres könnten aus dem Russland-Rückzug weitere Lasten folgen, die Rede ist von einem niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbetrag.

Der Russland-Effekt hatte bei der Aktie Spuren hinterlassen. Dabei ist der DAX-Titel fundamental aber keineswegs fragil aufgestellt. Umsatz und Auftragseingang stiegen von Januar bis März um sieben beziehungsweise 22 Prozent. Chef Roland Busch hatte das Ziel für den Konzernumsatz im Geschäftsjahr wie auch die Wachstumsziele für die Kernsparten Digital Industries (DI) und Smart Infrastructure (SI) zuletzt angehoben. Lediglich im Bereich Mobility waren die Vorgaben auf dem ursprünglichen Niveau geblieben.

Aufwind: Nach den Zahlen war die Aktie unter Druck geraten. Charttechnisch deutet sich eine Bodenbildung an. Gelegenheit.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 145,00 Euro
Stoppkurs: 99,00 Euro