Der US-Autobauer Tesla hat angekündigt, sein Model Y von Herbst 2020 an auszuliefern. Mit dem Fahrzeug greift Tesla bei den SUVs an. Diese einem Geländewagen ähnelnden Fahrzeuge finden weltweit großen Anklang und sind die am stärksten wachsende Sparte bei den Automobilen. Allerdings wirft die Ankündigung von Tesla ein großes Fragezeichen auf. Schon jetzt können Kunden den Wagen bestellen. Das klingt zwar erst einmal gut, aber sie müssen eine Anzahlung von 2500 Dollar (2200 Euro) leisten. Zur Erinnerung: Das Mittelklasseauto Model 3, mit dem Tesla den Massenmarkt erobern will, konnten Kunden gegen eine Anzahlung von 1000 Dollar bestellen.

Damit müssen Kunden für das Model Y mehr als das Doppelte an Anzahlung leisten. Die höhere Anzahlung für das Model Y lässt Spekulationen darüber wachsen, ob die finanzielle Situation der Kalifornier düster ist. Schließlich ist eine hohe Anzahlung nicht unbedingt ein Werbemittel, um den Verkauf anzukurbeln. Zum Jahresende 2018 verfügte Tesla über liquide Mittel in Höhe von 3,7 Milliarden Dollar. Vor wenigen Tagen hat der Konzern für eine auslaufende Wandelanleihe 920 Millionen Dollar hinblättern müssen.

Zwar haben sich Umsatz und das Ergebnis vor Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) im abgelaufenen Geschäftsjahr verbessert. Vor allem das EBITDA ist dabei interessant, es stieg von quasi nichts auf 1,6 Milliarden Dollar. Allerdings bedeutet das noch nicht, dass auch netto wirklich was in der Kasse von Tesla hängen bleibt. George Schultze, Hedge-Fonds-Manager und Gründer von Schultze Asset Management, rechnet im US-Wirtschaftsmagazin Forbes vor, dass Tesla immer noch viel Geld verbrennt, um sein Geschäft weiter auszubauen. "Die jährlichen Zinsaufwendungen belaufen sich auf fast 700 Millionen US-Dollar, während die Investitionsausgaben rund 2,5 Milliarden US-Dollar betragen".

Und dazu kommt der bereits sehr hohe Schuldenstand, die sich auf rund elf Milliarden Dollar beläuft. Und zusätzlich kommen, so Schultze, noch weitere Verbindlichkeiten dazu - etwa gegenüber den Zulieferern oder auch aus Einlagen von Kunden: Insgesamt dürften das nochmals 8,7 Milliarden US-Dollar sein. Angesichts dieser Dimensionen dürften künftige Geldgeber nur dann Tesla weiteres Geld zuschießen, wenn sie auch einen entsprechenden Risikoaufschlag (sprich höhere Zinsen) dafür erhalten. Da kommen die Anzahlungen gerade recht, denn sie bedeuten ein zinsloses Darlehen für den Konzern von Elon Musk. Insgesamt zeichnet sich ab, dass Tesla unter Zugzwang steht, schon bald nachhaltig Gewinne zu erwirtschaften. Andernfalls dürfte es eng werden für den kalifornischen E-Auto-Pionier.

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