Und auch der Krimi um die Präsidentschaftswahl in den USA belasteten die Märkten nur zeitweilig. Einmal mehr zeigt sich der Erfahrungsschatz aus der Vergangenheit als zutreffend: Wahljahre in den USA sind Bullenjahre. Ausgesprochen fest präsentierten sich in den USA aber die Hightechs: ihnen wird von Marktexperten ein glorreiches Jahr 2021 zugesprochen. Zeit also, sich die Charttechnik der US-Technologietitel näher zu betrachten.

Nasdaq-100-Index: Allzeithoch zum Jahreswechsel


Die Hightechs zählten im abgelaufenen Jahr, trotz des Corona-Crashs vom Frühjahr, zu den Outperformern in den USA. Während der Leitindex der US-Standartwerte - der Dow Jones Industrials - um knapp sieben Prozent zulegen konnte, verbuchte der Nasdaq-100-Index - das bekannteste Börsenbarometer der US-Hightechs - eine Performance von stattlichen 46 Prozent. Dabei konnte der Nasdaq-100 zum Jahresende hin mit 12.793 Zählern ein neues Allzeithoch markieren. Die Ausgangslage für das neue Jahr erscheint freundlich. Zwar bewegt sich der Index bereits in einer überkauften Zone, die aber bereits schon seit vergangenen Juli besteht - siehe Indikatorverlauf unter dem Chartbild der Nasdaq. Dieser Indikator zeigt den prozentualen Abstand zwischen Indexstand und 200-Tagelinie (40 Wochenlinie im Wochenchart). Überhitzungsphasen (rot), beziehungsweise überverkaufte (grün) Marktzustände, lassen sich damit schnell erkennen. Eine überkaufte Marktsituation muss dabei aber nicht zwangsläufig in einer Korrektur münden: auch eine Seitwärtsbewegung würde dazu beitragen, die aktuelle Kursübertreibung zu bereinigen.

Die Guten: Charttechnisch aussichtsreiche US-Hightechs


Wir haben für Sie fünf Einzelwerte aus dem US-Hightechsektor aufgespürt, die charttechnisch auf sich aufmerksam machen. Diese werden sowohl in Frankfurt als auch in New York notiert. Nachfolgende Analysen beziehen sich auf den Kursverlauf an der Börse in New York, und damit auf US-Dollarbasis - voilà:

Alphabet: Konsolidierung auf hohem Niveau


Kurs am 4. Januar 2021: 1728,24 US-Dollar
Performance 2020: +38%
Nächster mittelfristiger Widerstand: 1847,20 US-Dollar
Nächste mittelfristige Unterstützung: um 1507,00 US-Dollar (200-Tagelinie)

Der langfristige Aufwärtstrend bei den C-Aktien von Alphabet (vormals: Google) zeigt unbeirrt nach oben. Davon zeugt der steil ansteigende Verlauf der 200-Tagelinie. Diese verläuft bei aktuell 1507 US-Dollar und verstärkt damit die horizontale Preislinie um 1515-US-Dollar in ihrer Eigenschaft als Unterstützung. Wie der Chart zeigt, hat sich die 200-Tagelinie in den vergangenen Monaten, im Falle von Kurseinbrüchen, stets als Kaufgelegenheit erwiesen (grüne Pfeile im Chart).

Mitte November markierten die Titel bei 1847,20 US-Dollar ein Allzeithoch. Der kräftige Kursanstieg im Oktober und November führte letztlich zu einer stark überkauften Marktsituation: der prozentuale Abstand zwischen Alphabet-Kurs und 200-Tagelinie lag zeitweilig bei knapp 25 Prozent. Rückblickend betrachtet war das ein stark überkaufter Zustand (siehe Grafik unterhalb des Charts). Ein Zustand, der zumindest nach einer Konsolidierung schrie. Mittlerweile korrigierten die Papiere der Internetfirma bis auf 1699 US-Dollar. Das konnte die überkaufte Marktlage ein wenig bereinigen.

Die Konsolidierung auf hohem Niveau könnte durchaus noch eine Zeitlang fortgeschrieben werden. Der Ausblick auf den weiteren Kursverlauf der Alphabet-Aktie aber fällt positiv aus; ein neues Allzeithoch im Jahresverlauf erscheint wahrscheinlich. Im Falle eines Break outs nach oben sähen wir das nachfolgende, erste Kursziel im Bereich um 2000 US-Dollar. Sollte es wider Erwartens zu einer größeren Marktverwerfung kommen, so wäre entlang der 200-Tagelinie mit Kaufinteresse zu rechnen.

Amazon: Durchatmen für den nächsten Sprung


Kurs am 4. Januar 2021: 3186,63 US-Dollar
Performance 2020: +75%
Nächster mittelfristiger Widerstand: 3552,25 US-Dollar
Nächste mittelfristige Unterstützung: um 2884,00 US-Dollar (200-Tagelinie)

Der Kursverlauf der Amazon-Aktie pendelt bereits seit Juli vergangenen Jahres zwischen 2871 US-Dollar (Unterstützung) und 3552 US-Dollar (Widerstand). Diese Preislinien sollten Anleger als Schlüsselmarken im Auge behalten - die Ausbruchsrichtung entscheidet über den weiteren, mittelfristigen Kursverlauf des US-amerikanischen Onlinehändlers. Der positive Trendverlauf sollte sich fortschreiben. Denn die 200-Tagelinie - diese spiegelt mit ihrem Verlauf die vorherrschende Trendrichtung wider - zeigt steil nach oben und spricht damit von einem intakten, mittelfristigen Aufwärtstrend. Dieser besteht bereits seit März 2020.

Als Onlinehändler war Amazon einer der Gewinner der Corona-Krise. Und so wundert es nicht, dass die Aktie zum Jahresende 75 Prozent mehr kostet als noch zu Jahresbeginn 2020. Das Jahreshoch des Vorjahres lag im September bei 3552 US-Dollar. Können die Notierungen an diesem Erfolg anknüpfen?

Die Chancen für ein neuerliches Allzeithoch bei der Amazon-Aktien stehen gut. Denn mit der aktuellen Seitwärtsbewegung, gepaart mit der steil ansteigenden 200-Tagelinie, reduziert sich der prozentuale Abstand zwischen Kurs und gleitendem Durchschnitt zusehends; aktuell beträgt dieser nur noch acht Prozent. Damit könnte bald schon ein neuer Aufschwung einsetzen. Kurse oberhalb von 3552 US-Dollar wären ein starkes Kaufsignal. Das nachfolgende, langfristige Kursziel sähen wir dabei im Bereich um 4200 / 4400 US-Dollar; also rund 25 Prozent oberhalb des Ausbruchsniveaus. Ein anfänglicher Stop-Losskurs könnte dabei, im Rahmen einer Long-Strategie, knapp unterhalb der 200-Tagelinie angelegt sein.

Apple: Der Apfel will nicht fallen.


Kurs am 4. Januar 2021: 129,41 US-Dollar
Performance 2020: +87%
Nächster mittelfristiger Widerstand: 138,79 US-Dollar
Nächste mittelfristige Unterstützung: um 101,00 US-Dollar (200-Tagelinie)

Der langfristige Trend des Apple-Aktienkurses zeigt zielstrebig nach oben. Dies wird durch die steil ansteigende 200-Tagelinie widergespiegelt. Dieser gleitende Durchschnitt verläuft bei aktuell 101 US-Dollar und dient den Notierungen des US-amerikanischen iPhone-Herstellers als Unterstützung. Dieser gleitende Durchschnitt verstärkt damit den Unterstützungsbereich um 103 US-Dollar; einem markanten Tiefpunkt vom vergangenen Sommer.

Nachdem zum Jahresende 2020 bei knapp 139 US-Dollar ein Allzeithoch markiert wurde, korrigieren die Notierungen. Damit kann jetzt, zu Jahresbeginn, die zuvor überkaufte Marktsituation auf ein wieder gesundes Maß reduziert werden. Aktuell beträgt der prozentuale Abstand zwischen Apple-Kurs und 200-Tagelinie 24 Prozent und bewegt sich damit wieder auf einer gesunden Basis. Das könnte mittel- bis langfristig die Anleger einmal mehr positiv für den Titel stimmen.

Apple: Ein Wert, der in der Vergangenheit mit seinem langfristigen Trendverhalten positiv auffiel. Ein Sprung über die Kursmarke von 138,79 US-Dollar wäre als Kaufsignal zu interpretieren mit einem nachfolgenden Kursziel um 150 / 170 US-Dollar. Andererseits lässt sich knapp unterhalb der 100-US-Dollarmarke ein anfänglicher Stop-Losskurs platzieren, den Anleger mit einer weiter ansteigenden 200-Tagelinie nach oben hin anpassen sollten. Ein signifikanter Durchbruch unter die 200-US-Dollarmarke indes wäre grundsätzlich negativ zu bewerten.

Facebook: Wenn der Trend zum Freund wird


Kurs am 4. Januar 2021: 268,94 US-Dollar
Performance 2020: +32%
Nächster mittelfristiger Widerstand: 304,67 US-Dollar
Nächste mittelfristige Unterstützung: um 243,70 US-Dollar (200-Tagelinie)

"The trend is your friend" - der Trend ist dein Freund. Eine alte Börsenweisheit. Will heißen: Ein einmal etablierter Trend setzt sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch künftig fort. Diese Börsenregel trifft bei den Notierungen der Facebook-Aktie den Nagel auf den Kopf. Es geht um einen Aufwärtstrend. Dabei hat sich die steil ansteigende 200-Tagelinie in der Vergangenheit zumeist als solide Unterstützung erwiesen - abgesehen vom kräftigen Kurseinbruch im Frühjahr 2020, der wohl kaum einen Dividendentitel verschont hat. Positiv: Bereits sechs Wochen nach den Jahrestiefstkursen 2020 notierten die Aktien des sozialen Netzwerks wieder oberhalb dieser bedeutsamen Durchschnitts-Kurslinie. Daran hat sich seither nichts geändert.

Solange die 200-Tagelinie nach oben strebt, solange gilt auch der übergeordnete Aufwärtstrend als intakt - der Trend wird zum Freund des Anlegers. Zwischenzeitlich liegen die Kurse 7,5 Prozent oberhalb ihrer durchschnittlichen Notierungen der vergangenen 200 Handelstage. Damit hat sich die am Allzeithoch überkaufte Marktsituation bereinigt. Dies könnte die Grundlage bilden für einen neuerlichen Sturm auf das bisherige Top.

Anleger sollten das Allzeithoch bei knapp 305 US-Dollar im Auge behalten. Ein signifikanter Ausbruch nach oben wäre ein Kaufsignal. Das nachfolgende Kursziel würden wir im Bereich um 350 US-Dollar anlegen; also knapp 15 Prozent oberhalb des Ausbruchsniveaus. Andererseits könnte im Falle eines Investments in Facebook knapp unterhalb der 200-Tagelinie - aktuell bei 243,70 US-Dollar verlaufend - ein Initial-Stop-Losskurs platziert werden. Dieser ließe sich, analog zur Aufwärtsbewegung des gleitenden Durchschnitts, sukzessive nach oben hin nachziehen.

Microsoft: Die Vorbereitungen zum Ausbruch laufen


Kurs am 4. Januar 2021: 217,69 US-Dollar
Performance 2020: +40%
Nächster mittelfristiger Widerstand: 232,86 US-Dollar
Nächste mittelfristige Unterstützung: um 200 US-Dollar

Die Aktienkurse von Microsoft befinden sich in einem langfristigen Aufwärtstrend. Dies wird durch den steigenden Verlauf der 200-Tagelinie ersichtlich. Dieser gleitende Durchschnittskurs der vergangenen 200 Handelstage verläuft bei aktuell 200,25 US-Dollar und damit bereits oberhalb der unterstützenden Preislinie von 193,55 US-Dollar. Zum Verständnis: Solange die 200-Tagelinie aufwärts strebt, solange gilt auch der mittelfristige Trend als nach oben gerichtet. Notieren die Kurse zudem oberhalb ihres gleitenden Durchschnitts - wie aktuell bei der Microsoft-Aktie der Fall -, so ist das als Zeichen von Stärke zu werten.

Damit könnte sich die langfristige Aufwärtsbewegung durchaus auch im neuen Jahr fortsetzen. Positiv ist zu bewerten, dass sich die im August 2020 überkaufte Marktsituation zwischenzeitlich auf ein wieder gesundes Maß reduzieren konnte. Im August nämlich wurde mit 232,86 US-Dollar ein Allzeithoch markiert, bevor es im Anschluss daran zu einer Konsolidierung in Form einer Seitwärtsbewegung kam. Dieser seitwärts gerichtete Trend bleibt auch zu Jahresbeginn bestehen.

Entscheidend ist jetzt, ob der Ausbruch über das bisherige Allzeithoch bei 232,86 US-Dollar gelingt. Ein erfolgreicher Break out wäre positiv zu beurteilen. Da die Microsoft-Notierung mittlerweile nicht mehr als überkauft gilt, könnte der Ausbruch im nächsten Anlauf durchaus gelingen. Das nachfolgende Kursziel sähen wir anschließend im Bereich um 290 / 300 US-Dollar; also rund 25 Prozent oberhalb des Ausbruchsniveaus. Andererseits lässt sich aktuell auf der Long-Seite mit einer relativ engmaschigen Stop-Loss-Politik agieren. So könnte ein anfänglicher Stop-Losskurs zur Verlustbegrenzung etwa knapp unterhalb der 200-Tagelinie, oder - etwas großzügiger bemessen -, knapp unterhalb der 193,55er-Preislinie angelegt sein.

AUTOR: Manfred Ries vom Index Radar-Magazin ist ausgebildeter Bankkaufmann und Finanzjournalist. Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre arbeitete er über viele Jahre hinweg in den Bereichen Vermögensanlage und Devisenhandel bei Großbanken. Für Börse Online analysierte er bereits 1999 die Märkte aus charttechnischer Sicht. www.index-radar.de