Die Aktien deutscher Autobauer waren stets gute Dividendenzahler, doch wird das so bleiben? Und sie auch in anderer Hinsicht interessante Investments?
Die deutschen Premium- und Großserienhersteller stehen unter hohem Kostendruck und müssen gleichzeitig massiv in Elektromobilität und Digitalisierung investieren. Wir beleuchten aktuelle Geschäftszahlen und Zukunftsstrategien der Volkswagen AG (ISIN: DE0007664039), der Mercedes Benz Group AG (ISIN: DE0007100000), der BMW AG (ISIN: DE0005190003) sowie der Porsche Automobil Holding SE (ISIN: DE000PAH0038).
Volkswagen AG
Zum Stichtag 30.10.2025 meldete Volkswagen, dass das Unternehmen seine Gewinnprognose angepasst habe – die VW Vorzugsaktie weist ein KGV von etwa 4 auf. Der Gewinn pro Aktie lag für 2024 bei 21,36 Euro. Trotz dieser relativ günstigen Bewertung steht der Konzern erheblich unter Druck: Es laufen neue Tarifverhandlungen, das Entgeltsystem soll reformiert und Kosten um sechs Prozent gesenkt werden — gleichzeitig plant die Marke VW den Abbau von rund 35.000 Stellen bis 2030.
Auf der Agenda steht insbesondere die gemeinsame Elektroarchitektur mit Partnern wie Xpeng (China), eine gesteigerte Effizienz in Produktion und Logistik sowie verstärkte Kooperationen zur Beschleunigung der Transformation, etwa mit Rivian (USA) für die Software in den Fahrzeugen. Die zentrale Frage ist dabei, wie schnell Volkswagen die Wettbewerbsfähigkeit in der E-Mobilität erreichen kann, um wieder höhere Margen zu erzielen. Bemerkenswert ist immerhin, dass der Skoda Elroq im Oktober 2025 das meistverkaufte Elektroauto in Deutschland war und auch die Plätze 2 bis 6 von elektrischen VW- und Skoda-Modellen belegt werden. Europaweit belegt der Elroq seit April 2025 den ersten Platz.
Mercedes-Benz Group AG
Im dritten Quartal 2025 sank der Umsatz von Mercedes-Benz gegenüber Vorjahr auf rund 32,1 Milliarden Euro, der Gewinn lag bei rund 1,2 Milliarden Euro. 2024 war der bereits auf 10,2 Milliarden Euro zusammen geschnurrt, ein Rückgang um 28 Prozent. Das KGV der Mercedes-Aktie für 2025 liegt aktuell bei 9. Der Konzern hat massive Kostensenkungen angekündigt: Bis 2027 sollen rund fünf Milliarden Euro eingespart werden, unter anderem durch Stellenabbau und Restrukturierung. Gleichzeitig investiert Mercedes gezielt in neue E-Modelle, etwa in den neuen GLC und den elektrischen den CLA sowie bei AMG und im Maybach-Segment, sowie in digitale Dienste rund ums Fahrzeug. Hinzu kommt der Ausbau von Batteriekapazitäten. Außerdem eröffnete Mercedes-Benz sein erstes Forschungs- und Entwicklungszentrum in Ungarn und gab bekannt, dass künftig auch die frühe Produktionsphase der Hardware- und Softwareentwicklung in Ungarn stattfinden wird. Dort sollen fortan auch die Tests der Prototypen beginnen. All diese Schritte sollen die Profitabilität erhöhen, insbesondere im Wettbewerb mit chinesischen Herstellern.
BMW AG
Bei BMW wuchsen im dritten Quartal Produktion und Absätze stärker als in Europa, in China allerdings blieb das Geschäft leicht rückläufig. Die BMW-Aktie weit ein KGV von 7 auf. Auch die Münchener reagieren mit einem Sparprogramm auf die Marktverwerfungen: Neben dem Fokus auf effizientere Kostenstrukturen plant das Haus Kooperationen im Bereich autonomes Fahren und gemeinsame Plattformen für Fahrzeugelektronik. Zugleich wurde die Modelloffensive im Premiumsegment ausgeweitet, um Marktanteile zurückzugewinnen. Aushängeschild ist die sogenannte "Neue Klasse", deren erster Vertreter der BMW iX3 ist, der Anfang September im Umfeld der IAA vorgestellt wurde. Die Herausforderung bleibt jedoch, die Margen trotz eines höheren E-Auto-Absatzes wieder auf die Vorniveaus zu bringen – insbesondere angesichts der unsicheren Rahmenbedingungen in China.
Porsche Automobil Holding SE
Die Holding der Familien Porsche und Piech ist Großaktionär der Volkswagen AG und hält zudem 25 Prozent an dem gleichnamigen Autobauer, der als Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG an der Börse gelistet ist. Beide Beteiligungen belasten die SE derzeit stark und führen immer wieder zu Abschreibungsbedarf. Daher ist die Bewertung der Porsche Automobil Holding-Aktie schon seit einigen Jahren ungewöhnlich niedrig. Je nach Schätzung liegt das KGV bei etwa 2,5 bis 3 (für 2026). Im Fokus stehen nun strategische Umbauten: Porsche SE wird ihr Finanzprofil stärken und dabei verstärkt auf Beteiligungen außerhalb der Autobranche setzen. Zum Beispiel in den Branchen Verteidigung (Drohnen) und Sicherheit/Cybersecurity. Zugleich muss die SE als Großaktionär darüber wachen, dass die tiefgreifende Sanierung beim Autobauer Porsche Früchte trägt. Bis dahin bleibt die Holding eher eine Beteiligungsgesellschaft mit geringer operativer Dynamik.
Fazit:
Alle vier Unternehmen sind Schlüsselakteure im deutschen Automobilsektor - und alle vier erlitten in den vergangenen Jahren im Ergebnis herbe Rückschläge. Gleichzeitig laufen aber umfangreiche Zukunftsprogramme zur Verbesserung ihrer Ertragslage und Wettbewerbsfähigkeit, mit denen sie sich sogar gegen die traditionell starken Gewerkschaften bei VW und Mercedes durchsetzten. Somit könnte jetzt langsam der Tiefpunkt erreicht sein. Charttechnisch am spannendsten ist aktuell die Volkswagen Vorzugsaktie, bei der ein vorsichtiger Aufwärtstrend zu beobachten ist, auch wenn der langfristige Abwärtskanal noch intakt ist.
BÖRSE ONLINE-TIPP: Anleger können erst bei einem Schlusskurs über 105 Euro von einer attraktiven Investmentchance ausgehen. Gegebenenfalls bestünde dann sogar Luft nach oben bis 127 Euro. Fällt auch diese Marke, wäere der Weg für weitere Kurssteigerungen geebnet. Vorerst muss der Aktie aber noch der Ausbruch aus der Dreiecksformation (in der Abbildung orange dargestellt) gelingen.
Anleger, die lieber nicht auf Einzelaktien setzen wollen, sind vielleicht mit dem «Globale Dividenden-Stars Index» glücklicher.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz., Mercedes-Benz, Porsche Automobil Holding.