Trotz der jüngsten Entspannung an den Finanzmärkten zeigt die traditionelle Krisenwährung Gold derzeit ein bemerkenswert hohes Maß an relativer Stärke. BOERSE ONLINE erklärt die wichtigsten Gründe, warum sich die Risikoaversion der Anleger gerade weiter verstärkt.
Der längste Shutdown der US-Geschichte ging nach 43 Tagen zu Ende und in der Ukraine wachsen zumindest die Hoffnungen auf einen Waffenstillstand. Frieden. Solche Meldungen mindern der üblicherweise den Sicherheitsbedarf der Anleger, was den typischen „Sicherer-Hafen-Effekt“ reduzieren sollte. Trotzdem hält sich der Goldpreis auf seinem hohen Niveau und signalisiert damit eine anhaltend robuste Nachfrage nach dem Edelmetall.
Auch von geldpolitischer Seite entsteht kein klarer Impuls: Aus der US-Notenbank kommen widersprüchliche Signale über mögliche weitere Zinssenkungen. Einige Fed-Mitglieder sprechen sich für eine abwartende Haltung aus, während andere angesichts konjunktureller Risiken zusätzlichen Lockerungsbedarf sehen. Normalerweise dämpft ein solch uneinheitliches Bild ebenfalls die Attraktivität von Gold.
Belastende Faktoren werden ausgeblendet
Diesmal nicht. All diese Entwicklungen konnten dem Goldpreis bislang nichts anhaben. Die anhaltende Stärke des Edelmetalls deutet darauf hin, dass Anleger weiterhin diverse strukturelle Unsicherheiten einpreisen. Gold behauptet damit seinen Status als verlässlicher Wertspeicher, selbst in einer Phase scheinbarer Entspannung.
Gleich mehrere Investmentbanken haben in den vergangenen Monaten ihre Kursziele für Gold nach oben revidiert: Deutsche Bank, Goldman Sachs, UBS, Morgan Stanley, Bank of America, Wells Fargo und Citigroup. So erwartet beispielsweise die Deutsche Bank für das kommende Jahr eine Preisspanne zwischen 3950 und 4950 Dollar. Das wäre am oberen Ende der Spanne ein erneuter Anstieg um 19 Prozent.
In diesem Index ist mehr als zehn Prozent Gold enthalten: Stabile Werte Index
Gold steht mittlerweile nicht mehr nur für bloße Krisenvorsorge oder kurzfristige Absicherung — es könnte sich darüber hinaus 2026 erneut zu einer strukturell getriebenen Anlage mit attraktivem Renditepotenzial entwickeln. Entscheidend dafür sind nicht Spekulanten, sondern die institutionelle Nachfrage und das zunehmende Bewusstsein für Währungsrisiken und Portfolio-Diversifikation. Aktuell scheint sich in der Finanzwelt eine Neubewertung von Gold gegenüber der bisherigen „Sichtweise abzuzeichnen.
China kauft mehr Gold als gemeldet
Mehrere große Finanzinstitute und Marktbeobachter gehen inzwischen davon aus, dass China deutlich mehr Gold kauft, als offiziell gemeldet wird. Diese Einschätzung haben in der jüngsten Vergangenheit unter anderem die Société Générale, Goldman Sachs, die Japan Bullion Wholesale Market Association, TD Securities, El País und das Wirtschaftsmedium MoneyWeek vertreten. Die Experten verweisen auf eine auffällige Diskrepanz zwischen den offiziellen Bestandsmeldungen der chinesischen Zentralbank und den physischen Goldabflüssen aus internationalen Handelszentren wie der Schweiz, Hongkong oder Singapur. Zudem zeigen Importstatistiken sowie Produktions- und Raffineriedaten ein Volumen, das weit über den offiziell kommunizierten Käufen liegt.
Viele Analysten gehen deshalb davon aus, dass China einen Teil seiner Goldzukäufe bewusst über staatliche oder staatsnahe Institutionen tätigt, um die Reserven schrittweise und ohne größere Marktstörungen aufzubauen. Dahinter dürfte das strategische Ziel stehen, die Abhängigkeit vom Dollar zu reduzieren, die Stabilität der eigenen Währung zu stärken und in geopolitisch unsicheren Zeiten einen robusten Reservepuffer aufzubauen. Die übereinstimmenden Einschätzungen zahlreicher Banken und Fachmedien deuten darauf hin, dass Chinas tatsächliche Goldnachfrage ein zentraler Treiber der globalen Preisentwicklung ist – weitaus stärker, als es die offiziellen Zahlen vermuten lassen.
Fazit: Privatanleger sollten diesen Umstand als eines von vielen Kaufargumenten für Gold interpretieren.
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