Gold, Silber und Kupfer notieren im Bereich ihrer Allzeithochs. Minenbetreiber profitieren und setzen sich neue Ziele - und ebenso die Analysten.
Sie ist eine der größten Kupferminen der Welt: Los Bronces. Knapp 65 Kilometer östlich von Santiago auf rund 3500 Meter Höhe wird seit 1867 abgebaut. Im vergangenen Jahr produzierte Anglo American dort circa 145 200 Tonnen Kupfer. Die Notierungen an den Rohstoffmärkten haben in den zurückliegenden Monaten nicht nur Edelmetalle wie Gold, Platin, Palladium und Silber erfasst. Der Preis für eine Tonne Kupfer liegt mit rund 11 000 US-Dollar auf einem Allzeithoch. Aluminium, Zink und Zinn sind im Bereich ihrer jeweiligen mehrjährigen Hochs.
Zusätzliche Katalysatoren treiben Siberpreis auch 2026
Es ist das erste Mal seit Anfang der 1980er-Jahre, dass Gold, Kupfer und Silber gleichzeitig auf Rekordniveau notieren. Damals beflügelten vor allem geopolitische Unsicherheiten und ein schwacher Dollar die Kurse. Diese Probleme sind auch während dieses Bullenmarkts maßgebliche Faktoren.
Gleichwohl gibt es noch eine Reihe zusätzlicher Katalysatoren, die voraussichtlich auch 2026 Einfluss auf die Notierungen haben werden. So wird die steigende industrielle Nachfrage zu einem immer wichtigeren Faktor für die Preisentwicklung von Silber und Kupfer. Silber profitiert unter anderem von der starken Nachfrage aus den Bereichen Photovoltaik, Elektronik, Halbleiter und E-Fahrzeuge. Das rötlich gefärbte Industriemetall Kupfer wird ebenfalls im E-Auto-Sektor, aber auch beim Bau, für Stromtrassen und nun verstärkt auch in Rechenzentren verwendet.
Angebotsdefizit bei Kupfer und Silber hält an
Einer Studie von Grand View Research zufolge dürfte die Nachfrage bis 2030 rund 40 Prozent über dem Niveau von 2024 liegen. „Bislang konnte die steigende Nachfrage nach Silber und Kupfer nicht durch ein entsprechendes Angebot gedeckt werden“, erklärte Shree Kargutkar, Senior Portfolio Manager bei Sprott Asset Management, kürzlich gegenüber Marketwatch. „Ich sehe derzeit kaum Anzeichen für einen bevorstehenden Angebotsboom.“ Vielmehr erwarten zahlreiche Experten ein anhaltendes Angebotsdefizit bei Kupfer und Silber. Dies dürfte die Preise mittelfristig stützen.
Am Goldmarkt wird der Kurs maßgeblich von Investoren und Notenbanken bestimmt. Der Bericht „Gold Demand Trends“ des World Gold Council für das dritte Quartal 2025 zeigt, dass die vierteljährliche Goldnachfrage (einschließlich OTC) 1313 Tonnen beziehungsweise einen Wert von 146 Milliarden Dollar erreichte und damit das höchste jemals verzeichnete Quartalsergebnis darstellte. Von der Kursrally bei Edel- und Industriemetallen profitieren auch die Rohstoffkonzerne.
Auf dem Weg zum Kupfergiganten
Anglo-American-Chef Duncan Wanblad hat einen klaren Fokus. Er will den Konzern auf Kupfer und Eisenerz ausrichten. Im Mai wurde die Abspaltung des Platingeschäfts abgeschlossen. Ende Juni hielt Anglo American noch 19,9 Prozent an Valterra Platinum. Mittelfristig soll jedoch auch dieser Anteil verkauft werden. Im vergangenen Monat bestätigte Wanblad, dass der Verkauf des Stahl- und Nickelgeschäfts voraussichtlich bis Ende des Jahres abgeschlossen sein dürfte. Der Verkauf des Diamantenbereichs rund um De Beers ist eingeleitet. Eine Übernahme durch BHP hat Wanblad kürzlich abgeschmettert.
Sein Ziel ist eine Fusion mit Teck Resources. In einem 53-Milliarden-Dollar- Deal will der Ingenieur einen der weltweit größten Kupferproduzenten schmieden. Unter der Voraussetzung, dass die Aktionäre auf ihrer jeweiligen Hauptversammlung diesem Zusammenschluss zustimmen, werden die behördlichen Genehmigungen bis spätestens Mitte 2027 erwartet. Derweil drückt das Management weiter auf die Kostenbremse und verspricht sich bei einer Fusion mittelfristig Ersparnisse in Höhe von 800 Millionen Dollar im Jahr.
Mit einem KGV von 24,6 ist das Papier zwar kein Schnäppchen, das Synergiepotenzial mit Teck Resources ist allerdings enorm. Trotz eines schwachen Eisenerzpreises erzielte der in London ansässige Konzern im ersten Halbjahr eine Ebitda-Marge von 44 Prozent. Zuletzt haben sich die Preise stabilisiert. Eine mittelfristige Erholung könnte auch diesem Geschäftszweig neue Impulse geben.
Interimschef schürt Fantasien
Die Aktie von Barrick Mining hat zuletzt kräftig zugelegt. Katalysator war die geplante Abspaltung des Nordamerika-Geschäfts. Bis vor wenigen Wochen kursierten Meldungen, wonach Konkurrent Newmont die Kanadier übernehmen könnte. Dies wurde jedoch stets dementiert. Vorstellbar erscheint allerdings, dass Newmont die Anteile am gemeinsamen Nevada-Projekt übernimmt. Nevada Gold Mines ist die größte Goldmine der Welt.
Anfang nächsten Jahres übernimmt Natascha Viljoen den Chefposten bei Newmont, und der finanzielle Spielraum für eine solche Übernahme wäre vorhanden. Barrick Mining plant, den Fokus auf höher rentable Minen wie die Reko-Diq-Mine in Pakistan und die Kupfermine Lumwana in Sambia zu legen. Reko Diq ist nach Unternehmensangaben eine der größten Kupfer-Gold-Lagerstätten der Welt.
Im November gelang dem neuen Interimschef Mark Hill eine Übereinkunft mit der Regierung von Mali. Gegen eine Zahlung von 430 Millionen Dollar endet ein zweijähriger Disput, der zur Schließung der Loulo-Gounkoto-Mine führte. Die Mine zählt zu den zehn größten Goldminen der Welt. Barrick Mining hält 80 Prozent und die Regierung von Mali 20 Prozent an dem gemeinsamen Projekt. Analysten von Jefferies rechnen damit, dass es zwischen sechs und zwölf Monate dauern kann, bis die Mine wieder voll in Betrieb geht.
Potenzial sieht das Management zudem im neu entwickelten Fourmile, das an das Joint Venture mit Newmont angrenzt. Studien bestätigen einen hohen Erzgehalt und niedrige Produktionskosten. Gleichwohl wäre dies Teil eines geplanten Börsengangs der Nordamerika-Sparte.
Angesichts eines starken Quartalsergebnisses wurde die Dividende erneut erhöht. Trotz des jüngsten Kursanstiegs sind die Analysten nach Angaben von Bloomberg aktuell mehrheitlich positiv für die Aktie gestimmt.
Mit alten und neuen Minen
Die Aktie von Glencorehat Mitte der vergangenen Woche die Widerstandsmarke bei 4,35 Euro nach oben durchbrochen. Katalysator waren Aussagen des Managements im Rahmen des Kapitalmarkttags. Demnach soll die Kupferproduktion bis 2028 auf eine Million Tonnen und bis 2035 auf 1,6 Millionen gesteigert werden. Dazu soll bei ausgewählten Minen in neue Kapazitäten investiert und stillgelegte Minen wie die Alumbrera-Mine wieder geöffnet werden.
Mit der El-Pachon-Mine verfügt Glencore über eine der größten und vielversprechendsten Minen der Welt. Ab 2034 soll sie in Betrieb gehen. Gleichzeitig drückt Konzernchef Gary Nagle auf die Kostenbremse. Bis Ende 2026 will er Kosten in Höhe von einer Milliarde Dollar pro Jahr einsparen. Dafür wurden Randbereiche bereits verkauft und Beteiligungen reduziert.
Platzhirsch der Branche gibt hohe Ziele aus
In der zurückliegenden Woche hat Rio Tinto ebenfalls zur Investorenkonferenz geladen. Dabei hat der neue Chef Simon Trott eine klare Zielvorgabe ausgegeben. Bis 2030 soll der Gewinn um 40 bis 50 Prozent zunehmen. Dabei setzt Trott ebenfalls auf eine steigende Kupferproduktion.
Zudem soll die Lithiumproduktion ausgebaut werden. Kürzlich vereinbarte der Rohstoffriese dazu mit dem chilenischen Staatskonzern Codelco, mittelfristig 900 Millionen Dollar in das Maricunga-Projekt zu investieren. Ein Angebotsüberhang setzte den Lithiumpreis zuletzt unter Druck. Zahlreiche Minen wurden daraufhin (vorübergehend) geschlossen. Gleichwohl rechnen die Experten von Metalshub, angetrieben von der E-Mobilität, mit einer Verdoppelung der Nachfrage.
Auch Trott drückt auf die Kostenbremse. Der niedrige Eisenerzpreis belastete zuletzt das Ergebnis. Rund zehn Milliarden US-Dollar sollen nun durch den Verkauf von Aktivitäten in die Kasse kommen. Zudem sollen Investitionen gesenkt werden. Analysten rechnen mit einem signifikanten Gewinnplus bereits im nächsten Jahr. Mit einem KGV von 12,1 und einer Dividendenrendite von 4,6 Prozent ist die Aktie moderat bewertet.
Breit diversifiziert
Für Anleger, die den Rohstoffsektor interessant, aber das Risiko diversifizieren wollen, eignet sich der Amundi Stoxx Europe 600 Basic Resources ETF. Der ETF enthält 19 in Europa beheimatete Rohstofftitel. Anglo American, Glencore und Rio Tinto zählen zu den größten Positionen. Zudem umfasst der ETF unter anderem Antofagasta, ArcelorMittal, Boliden und UPM-Kymmene.
Noch mehr stabile Werte in einem einzigen Zertfikat?
Das gelingt mit unserem "Stabile Werte-Index". Hier finden Sie die Zusammensetzung und die WKNs der zugehörigen Zertifikate
Lesen Sie auch
Silber und Gold: So krass könnten die Edelmetalle 2026 steigen
oder
Nicht Gold oder Silber: Dieser Rohstoff bricht gerade Rekorde und könnte noch weiter steigen