Der Positive Change Fund von Baillie Gifford denkt Nachhaltigkeit völlig neu. Wie Sie mit diesem Fonds nicht nur hohe Renditen erzielen, sondern auch den Wandel der Welt vorantreiben und warum er das ESG-Prinzip revolutionieren könnte

So macht Investieren Spaß: Hohe Renditen kassieren aber dabei auch noch etwas Gutes für die Welt tun. In den vergangenen Jahren hat sich vor allem das ESG-Prinzip durchgesetzt, das ein Unternehmen nach den Kriterien Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) bewertet. Dies kann eine gute Möglichkeit sein, sie nach bestimmten Faktoren zu filtern, steht jedoch oft in der Kritik des Green Washings.

Die Fondsgesellschaft Baillie Gifford kam 2018 mit einer neuen Strategie um die Ecke und rief den Positive Change Fund (ISIN: IE00BDCY2C68) ins Leben. Dabei handelt es sich um einen aktiv gemanagten Fonds mit 25 bis 50 „High Quality Growth Unternehmen“, die aktiv einen positiven Wandel in der Welt vorantreiben. Rosie Rankin, Investmentspezialistin von Baillie Gifford, hat BÖRSE ONLINE im Gespräch mehr über die Chancen der besonderen Strategie verraten.

Aktiven Wandel vorantreiben und profitieren – mit diesem Fonds funktioniert es

Doch wie misst man „Positive Change“? Baillie Gifford geht hier strategisch vor und wählt nur Unternehmen für den Fonds aus, die in vier Feldern aktiven Wandel vorantreiben: „Social Inclusion and Education“ (Unternehmen, die eine inklusivere Gesellschaft fördern), „Environment and Resource Needs“ (Unternehmen, die die Auswirkungen unseres Wirtschaftens auf die Umwelt verringern), „Healthcare and Quality of Life“ (Unternehmen, die unsere Lebensqualität verbessern) sowie die Base of the Pyramid (Unternehmen, die die Chancen der ärmsten Bevölkerungsschichten verbessern).

Besonders wichtig: Baillie Giffords Strategie lohnt sich dabei nicht nur aus moralischen, sondern auch aus finanziellen Gründen: Denn neben dem „Positive Change“-Faktor müssen auch die Zahlen stimmen. „Wir würden nicht in ein Unternehmen investieren, wenn wir nicht beides sehen: Ein Unternehmen, das Wandel vorantreibt aber auch in der Lage ist, Investment Returns zu generieren“, erklärt Rosie Rankin.

Über 50 Prozent der Unternehmen kommen aus den USA, 16 Prozent aus Europa aber auch rund 30 Prozent aus Schwellenländern. Dadurch ist das Risiko tendenziell etwas höher als beim Vergleichsindex MSCI World All Country, der hier eine geringere Gewichtung hat. „Der Grund für die Übergewichtung liegt im Feld „Social Impact“, das uns oft in Schwellenländer führt. Doch der Fonds ist bezüglich der Sektoren und der Marktkapitalisierung sehr diversifiziert, von wachstumsstarken Unternehmen im Frühstadium bis hin zu etablierten, älteren, die um die 200 Jahre alt sind“, so Rankin. Dadurch versuchen die Fondsmanager, Klumpenrisiken zu vermeiden.

Rosie Rankin, Investmentspezialistin von Baillie Gifford
Rosie Rankin, Investmentspezialistin von Baillie Gifford

Revolutioniert dieser Fonds das Prinzip ESG?

Könnte der Fonds also eine Alternative zum ESG-Prinzip darstellen? „Mir gefällt der Aspekt, dass es eine starke Synergie gibt zwischen dem positiven Wandel und gleichzeitigen Investitionserträgen. Beispiel Bildungsunternehmen: Je mehr Leute ein Unternehmen hier für seine Kurse begeistern kann, desto mehr Umsatz und Gewinn. Dasselbe gilt für das Gesundheitswesen oder bei der Wasseraufbereitung“, erklärt Rosie Rankin. „Wir müssen viele Herausforderungen – ob nun ökologisch oder sozial – in der Welt bewältigen. Dafür brauchen wir eine Menge Kapital und Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen wirklich etwas verändern. ESG-Kriterien sind wichtig, aber wir brauchen mehr als Unternehmen, die sich nur ESG-konform verhalten. Wir brauchen Unternehmen, die den Wandel aktiv vorantreiben. Daher betrachte ich ESG als eine gute Basis. Unser Ansatz, Impact Investing, geht aber noch weiter und schreitet aktiv voran“.

Der MSCI World All Country Index konnte vergangenes Jahr eine Performance von 22,8 Prozent erzielen. Die des Fonds von Baillie Gifford “nur” 15 Prozent. „Ein Grund liegt darin, dass wir bis auf Tesla keine der Magnificent 7 Unternehmen im Fonds haben.“, erklärt Rankin. Denn diese trieben die großen Indizes 2023 maßgeblich voran. „Außerdem haben wir im Fonds viele Unternehmen aus dem Gesundheitswesen, die im letzten Jahr unter den hohen Zinsen und der damit verbundenen kurzfristigen Perspektive der Anleger gelitten hatten. Aber der Nutzen von Gesundheitsunternehmen kommt nun einmal erst langfristig zum Tragen“, so Rankin.

Doch warum sind bis auf Tesla keine weiteren Magnificent 7 Aktien enthalten? „Wir investieren nur in 30 bis 35 Aktien und zwar in Unternehmen, von denen wir denken, dass sie den Wandel in außergewöhnlicher Weise vorantreiben. Apple etwa ist ein sehr innovatives Tech-Unternehmen, aber die Produkte kommen in der Regel bislang nur den reichsten Schichten der Gesellschaft zugute und wir sehen nicht, wie sie den Wandel in unseren vier definierten Feldern vorantreiben. Nvidia hingegen ist ein interessanter Fall. Wir haben uns das Unternehmen vor einigen Jahren angesehen, als die Chips vor allem für die Gaming-Industrie verwendet wurden. Klar, Spiele bereiten Freude, aber sie tragen nicht wirklich zum Beispiel zu Inklusion oder Bildung bei. Das ändert sich gerade, weil die Chips von Nvidia jetzt für ein viel breiteres Spektrum von Anwendungen verwendet werden können.“ Dafür finden sich aber Chip-Giganten wie ASML oder TSMC unter den Top 10 Positionen des Fonds. Es sind aber auch Unternehmen wie MercadoLibre, das oft als Amazon Lateinamerikas bezeichnet wird, Moderna, Shopify, DexCom, Deere & Co., Xylem, Autodesk oder die Bank Rakyat enthalten.

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