Einen heftigen Kurseinbruch verzeichnen zum Wochenstart – trotz allgemein positivem Marktumfeld – die Aktien von Windenergieunternehmen wie Orsted, Vestas und Nordex. Die Ursache der relativen Schwäche liegt in den USA.

Die Aktien der großen europäischen Windkraftunternehmen Orsted, Vestas Wind Systems und Nordex erlitten massive Verluste, die von 1,2 Prozent bei Nordex bis 16,0 Prozent bei Orsted reichten. Auslöser war ein vorläufiger Baustopp in den USA, der das dortige Projekt „Revolution/Sunrise“ des dänischen Offshore-Spezialisten Orsted betrifft. Die Behörden verhängten eine Pause, wodurch Unsicherheit über den weiteren Zeitplan und die Rentabilität des milliardenschweren Vorhabens entstand. Anleger reagierten prompt: Die Orsted-Aktie sackte am Montagmorgen zweistellig ab und markierte ein Rekordtief.

Sippenhaft bei Nordex und Vestas?

In der Folge griff die Nervosität zeitweise auch auf die übrige Branche über. Vestas, der größte Hersteller von Windkraftanlagen weltweit, verlor ebenfalls deutlich und auch die Papiere von Nordex gerieten unter Druck, wenn auch in etwas geringerem Ausmaß. Marktbeobachter sehen darin ein typisches Beispiel für die enge Verflechtung der Windenergiebranche: Probleme eines Branchenführers strahlen rasch auf andere Anbieter aus, da Investoren die Risiken regulatorischer Eingriffe, steigender Kosten und Projektverzögerungen als sektorweit relevant einstufen.

Gerade in den USA, wo der Ausbau erneuerbarer Energien als Schlüssel zur Energiewende gilt, sind Großprojekte für viele Hersteller und Entwickler ein zentraler Wachstumsmarkt. Verzögerungen können das Vertrauen in die Umsetzbarkeit der Energiewende schmälern und zu erhöhter Vorsicht bei Investoren führen. Während die fundamentale Nachfrage nach Windenergie langfristig hoch bleiben dürfte, zeigt der aktuelle Kursrückschlag eindrücklich, wie sensibel die Branche auf regulatorische Entscheidungen und einzelne Projektentwicklungen reagiert. In der Folge führt dies zu einer überdurchschnittlich hohen Volatilität der betroffenen Aktien. Aktuell belaufen sich die historischen 250-Tage-Volatilitäten auf 66 Prozent (Orsted), 64 Prozent (Vestas) und 48 Prozent (Nordex).

US-Baustopp: Kein Grund zur Panik bei Nordex

Bereits im vierten Quartal 2024 musste Orsted erhebliche Abschreibungen auf sein US-Geschäft vornehmen. Insgesamt belaufen sich die Wertminderungen auf rund 1,6 Mrd. Euro. Dafür gibt es drei Hauptgründe: Erstens sind die langfristigen Zinsen in den USA deutlich gestiegen, was den zukünftigen Wert der Projekte verringert hat. Zweitens mussten die Pachtverträge für die Offshore-Flächen der Projekte Ocean Wind und Skipjack neu bewertet werden, was zu zusätzlichen Verlusten führte. Drittens kam es beim wichtigen Offshore-Vorhaben Sunrise Wind (580 Mio. Euro) bereits in Q4 zu Bauverzögerungen und steigenden Kosten, da die Projektrisiken zugenommen haben. Mit dem Baustopp droht nun weiteres Ungemach. Zusammengenommen belasten all diese Faktoren das Ergebnis von Orsted erheblich und zeigen, dass Offshore-Windparks keine „Lizenz zum Geldverdienen“ darstellen.

Die schlechte Orsted-Nachricht verunsicherte die Nordex-Investoren aus gutem Grund nur kurz, schließlich belief sich im ersten Halbjahr bei Nordex der Umsatzanteil der Region Nordamerika mit 257,6 Mio. Euro auf weniger als acht Prozent. Das Hauptgeschäft erzielt Nordex (83,4 Prozent) in Europa – und hier scheinen das politische Umfeld und die Rechtsstaatlichkeit deutlich besser zu sein als in den USA. Möglicherweise führen die Probleme bei dem dänischen Unternehmen sogar zu nachhaltigen Umschichtungen in das norddeutsche Unternehmen. Bei TradingView.com sprechen die 15 erfassten Analystenurteile angesichts von 13 „Starker Kauf“-Ratings und zwei „Halten“-Empfehlungen eine klare Sprache.

Orsted A/S ADRs (WKN: A2H652)
Nordex (WKN: A0D655)
Vestas Wind Systems (WKN: A0MRJJ)

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