Es brodelt im deutschen Aktienmarkt – und die Deutsche Bank setzt heute die Nadelstiche. Denn was ihre Analysten diese Woche abgeliefert haben, lässt aufhorchen: Gleich mehrere Traditionsunternehmen geraten unter Druck, weil die Deutsche Bank ihre Einschätzungen über den Haufen wirft. Es hat sich ausgezuckert – im wahrsten Sinne des Wortes.

Gerresheimer: Wachstum bleibt auf der Kippe

Fangen wir mit Gerresheimer an. Hier drängt sich geradezu die Frage auf: Wo ist der große Wurf geblieben? Noch vor wenigen Jahren galt der Verpackungs- und Medizintechnikhersteller als verlässliche Wachstumsperle im MDAX. Doch inzwischen scheint das Geschäftsmodell mächtig ins Stocken geraten zu sein.

Schon im Juni hatte Gerresheimer mit einer Gewinnwarnung geschockt, jetzt folgt der nächste Dämpfer: Der Umsatz soll 2025 nur noch um magere 0 bis 2 Prozent wachsen – zuvor waren es immerhin 1 bis 2 Prozent. Und die mittelfristigen Ziele schrumpfen ebenfalls: Statt 8 bis 10 Prozent will man künftig nur noch 6 bis 9 Prozent organisch zulegen.

Das ist die bittere Realität: Das Kosmetikgeschäft bricht weg, im Segment für Flüssigkeitsbehälter ziehen sich die Lagerbestände wie Kaugummi in die Länge. Analyst Falko Friedrichs von Deutsche Bank Research bleibt folgerichtig zwar bei „Hold“, senkt aber das Kursziel von 58 auf 55 Euro. Sein Urteil: Die Vorhersagbarkeit einer Erholung im zweiten Halbjahr sei „begrenzt“ – ein freundlicher Euphemismus für: Hier ist die Lage extrem unklar.

Selbst die Pläne, das Moulded Glass-Geschäft eventuell abzuspalten, wirken eher wie ein verzweifelter Befreiungsschlag. Immerhin soll eine Entscheidung in der zweiten Jahreshälfte fallen. Doch bis dahin bleibt die Aktie ein Spielball der Spekulation – und die Anleger haben längst die Geduld verloren. Seit Jahresbeginn steht Gerresheimer bei einem herben Minus von 32 Prozent. Da helfen auch Durchhalteparolen nichts mehr.

Südzucker: Bittere Pille statt süßer Gewinne

Noch härter trifft es Südzucker. Wenn es irgendwo endgültig ausgezuckert hat, dann hier. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres rauschte der Umsatz um satte 16 Prozent nach unten, das EBITDA brach um 58 Prozent ein, das operative Ergebnis stürzte gar um 86 Prozent auf nur noch 22 Millionen Euro ab.

Das ist schlicht ein Desaster. Verantwortlich sind schwache Zuckerpreise, eine schleppende Nachfrage bei Ethanol, Alkohol, Stärke sowie Lebens- und Futtermitteln. Selbst die sonst krisenresistente Obst-Sparte konnte das Elend nicht retten.

Zwar hält Südzucker offiziell an seiner Jahresprognose fest, doch Analyst Michael Kuhn von Deutsche Bank Research bleibt skeptisch. Eine nachhaltige Erholung bei den Zuckerpreisen erwarten die Experten frühestens im Herbst – falls geopolitische Risiken wie der Ukraine-Krieg oder schwankende EU-Politik keinen Strich durch die Rechnung machen.

Die Deutsche Bank hat daher das Kursziel aber bei 12 Euro belassen – und bleibt bei „Hold“. MWB Research hingegen geht einen Schritt weiter: Dort senkten die Analysten ihr Kursziel von 10,00 Euro auf 9,50 Euro und bleiben bei „Sell“. MWB verweist auf die nach wie vor schwachen Preise und die fragile Nachfrage, die frühestens im Herbst Entspannung bringen könnte. Und das ist nur konsequent: Südzucker bleibt ein Risiko-Investment. Die fundamentale Schwäche ist zu offensichtlich, und wer hier einsteigen will, braucht Nerven aus Drahtseilen.

Fielmann trotzt der Flaute und peilt Milliarden an

Doch es gibt sie noch, die guten Nachrichten am deutschen Kurszettel. Und sie kommen aus Hamburg. Fielmann liefert gerade eine Lehrstunde, wie man trotz aller Konjunkturängste wächst – und dabei auch noch die Anleger bei Laune hält.

Im ersten Halbjahr 2025 kletterte der Umsatz um 12 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, das bereinigte EBITDA legte sogar um 26 Prozent auf 290 Millionen Euro zu. Und CEO Marc Fielmann bleibt ehrgeizig: Bis 2030 will er den Umsatz fast verdoppeln auf 4 Milliarden Euro. Besonders der US-Markt und das stark wachsende Geschäft mit Hörsystemen sollen dafür sorgen, dass die Kassen weiter klingeln.

Warburg Research honoriert die starke Performance mit einer Kurszielanhebung von 52 auf 55 Euro – bleibt allerdings bei „Hold“. Doch die Börse sieht das inzwischen optimistischer: Seit April hat die Fielmann-Aktie bereits rund 19 Prozent zugelegt.

Hier zeigt sich, was Anleger lieben: Klare Strategie, saubere Zahlen und Visionen, die Hand und Fuß haben. Fielmann bleibt ein klarer Lichtblick!

Fazit

Während Gerresheimer mit wackeligen Prognosen und schwachen Märkten kämpft und Südzucker mit dramatischen Einbrüchen ringt, liefert Fielmann eine Vorlage, wie man auch in stürmischen Zeiten wächst. Doch der Ton am Markt wird härter. Die Deutsche Bank macht klar: 2025 ist kein Jahr für Schönwetter-Investoren. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Und genau das macht Börse spannend.

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