Heute findet die Hauptversammlung des Chemie-Konzerns BASF statt. Auf dieser wird auch über die Dividende entschieden. Zunächst startet die BASF-Aktie im Minus in den Tag. Doch Chef Brudermüller zeigt sich optimistisch. Allerdings kritisieren Investoren den Konzern. Doch was sagen jetzt Goldman Sachs, JP Morgan, UBS und Co zu der Aktie?

BASF gab heute Morgen bekannt, dass man trotz eines Ergebniseinbruchs im ersten Quartal seine Jahresziele bekräftigen kann. "BASF ist besser in das Jahr 2023 gestartet als von Analysten erwartet. Und dies in einem stagnierenden und schwierigen konjunkturellen Umfeld", erklärte Vorstandschef Martin Brudermüller am Donnerstag. Für das Gesamtjahr rechnet er weiter mit einem Rückgang des bereinigten operativen Gewinns (Ebit) auf 4,8 bis 5,4 (2022: 6,9) Milliarden Euro. Der Umsatz soll auf 84 bis 87 (87,3) Milliarden Euro sinken.

BASF hatte bereits am 12. April vorläufige Quartalszahlen veröffentlicht. Der bereinigte operative Gewinn brach um 31,5 Prozent auf 1,93 Milliarden Euro ein, fiel damit aber noch deutlich besser aus als von Analysten erwartet. Der Umsatz sank wegen einer geringeren Nachfrage um mehr als 13 Prozent auf 19,99 Milliarden Euro. Die Entwicklung der Weltwirtschaft sei nach wie vor mit großer Unsicherheit behaftet, die Dynamik in der Industrie- und Chemieproduktion bleibe verhalten, erklärte BASF.

Die BASF-Aktie am Tag der Hauptversammlung

Am Donnerstag startet die BASF-Aktie zunächst negativ in den vorbörslichen Handel. Um kurz nach acht Uhr sackt die Aktie rund ein Prozent auf 49,78 Euro ab.

Zur Börseneröffnung gegen 9 Uhr bricht die BASF-Aktie dann aber deutlicher ein: In der Spitze geht es um über 4 Prozent auf unter 48 Euro hinab. Gegen 09:30 kann sich die Aktie leicht auf 48,20 Euro berappeln, notiert aber immer noch rund 4 Prozent im Minus.

Im Tagesverlauf sackt das Papier aber wieder ab, kann sich bis zum Nachmittag auf knapp über 48 Euro und damit etwa auf minus 3,5 Prozent hocharbeiten.

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Das sagen jetzt Goldman Sachs, JP Morgan und UBS zur BASF-Aktie

Bevor die BASF-Aktie morgen ex-Dividende gehandelt wird, verliert sie bereits heute einige Prozentpunkte. Für Anleger könnte es eine schmerzhafte Woche werden. Doch was sagen eigentlich die großen und wichtigen Investmentbanken wie Goldman Sachs, JP Morgan und die UBS zu BASF? 

Goldman Sachs und Analystin Georgina Fraser beließen die BASF-Aktie heute bei einem "Neutral"-Rating und einem unveränderten Kursziel von 51 Euro. Das operative Ergebnis sei deutlich besser ausgefallen als erwartet, doch der Cashflow habe enttäuscht, so Fraser von Goldman Sachs.

Dahingegen belässt JP Morgen die BASF-Aktie bei einem "Overweight"-Rating und einem Kursziel von 55 Euro. Die Volumina der Aufträge sei noch stärker zurückgegangen als erwartet, doch die Preisgestaltung sei besser als gedacht gewesen, sagt Analyst Chetan Udeshi. Weil BASF die diesjährigen Investitionen gesenkt habe, gebe es mehr Chancen. 

Allerdings rät Analyst Andrew Stott von der UBS zum Verkauf der BASF-Aktie mit einem Kursziel von 42 Euro. Die geringen Barmittelzuflüsse seien enttäuschend ausgefallen, so der Analyst. 

Doch was sollten Anleger jetzt tun? Wer heute die Aktie besitzt, der hat Anspruch auf die Dividende. Deswegen würden wir heute keinen Verkauf empfehlen. Morgen werden wir die Lage am ex-Dividende-Tag neu analysieren.

BASF Hauptversammlung und Dividende

Der Vorstand stellt sich am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Mannheim den Fragen der Aktionäre. Fondsmanager Arne Rautenberg von Union Investment, laut Refinitiv-Daten der achtgrößte Anteilseigner bei BASF, bemängelt in seiner Rede die Aktienkursentwicklung bei dem Unternehmen und die schwächere Entwicklung als der weltweite Chemiesektor. "Die BASF ist in der Chemie nicht mehr das Maß aller Dinge", erklärte er. "Bringen sie den trägen Tanker wieder auf Kurs, damit aus der BASF wieder eine Erfolgsgeschichte an der Börse wird."

Brudermüller hatte im Februar ein neues Sparprogramm angekündigt, dem weltweit 2600 Stellen zum Opfer fallen sollen, knapp zwei Drittel davon in Deutschland. Mehrere energieintensive Anlagen am Stammwerk in Ludwigshafen sollen geschlossen werden. Fast die Hälfte der Investitionen sollen in den nächsten Jahren nach Asien fließen. Denn in China baut der weltgrößte Chemiekonzern gegenwärtig für bis zu zehn Milliarden Euro einen neuen Verbundstandort in der südlichen Provinz Guangdong. Damit stößt Brudermüller nicht nur auf Gegenliebe. "Der russische Angriff auf die Ukraine hat gezeigt, wie schnell geopolitische Albträume Realität werden können", sagte Rautenberg mit Blick auf den Konflikt zwischen China und Taiwan.

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Fondsmanager und Investoren kritisieren BASF

Eine schwache Kursentwicklung, als riskant bewertete Milliarden-Investitionen in China und ein Renditerückstand im Vergleich zu vielen Spezialchemiefirmen: Der Chemieriese BASF bekommt auf der ersten Hauptversammlung in Präsenz seit der Pandemie von den Anteilseignern Unzufriedenheit zu spüren. "Die BASF ist in der Chemie nicht mehr das Maß aller Dinge", sagte Fondsmanager Arne Rautenberg von der Fondsgesellschaft Union Investment, die zu den zehn größten BASF-Investoren zählt, am Donnerstag auf dem Aktionärstreffen in Mannheim. "Bringen sie den trägen Tanker wieder auf Kurs, damit aus der BASF wieder eine Erfolgsgeschichte an der Börse wird."

Rund 25 Prozent hat der Konzern im vergangenen Jahr an der Börse verloren. Am Donnerstag verloren die Aktien weitere vier Prozent. Mit 44,5 Milliarden Euro ist BASF nicht viel mehr wert als die kleineren Rivalen Corteva und Dow. Im vergangenen Jahr bekam BASF wie kein anderes Unternehmen in Deutschland die explodierten Energiepreise zu spüren - es ist der größte industrielle Gasverbraucher hierzulande. Wegen des Russlandgeschäfts des Öl- und Gaskonzerns Wintershall Dea, an dem BASF 72,7 Prozent hält, musste der Konzern 6,5 Milliarden Euro abschreiben und rutschte tief in die Verlustzone. "Es sind stürmische Zeiten für BASF", räumte Vorstandschef Martin Brudermüller ein. Der Aktienkurs sei "mehr als unbefriedigend".

Im Februar hatte Brudermüller ein neues Sparprogramm angekündigt, dem weltweit 2600 Stellen zum Opfer fallen sollen, knapp zwei Drittel davon in Deutschland. Mehrere energieintensive Anlagen am Stammwerk in Ludwigshafen sollen geschlossen werden. Fast die Hälfte der Investitionen sollen in den nächsten Jahren nach Asien fließen. Denn in China baut der weltgrößte Chemiekonzern gegenwärtig für bis zu zehn Milliarden Euro einen neuen Verbundstandort in der südlichen Provinz Guangdong. Damit stößt Brudermüller nicht nur auf Gegenliebe. "Der russische Angriff auf die Ukraine hat gezeigt, wie schnell geopolitische Albträume Realität werden können", sagte Rautenberg mit Blick auf den Konflikt zwischen China und Taiwan.

BASF prüft für Wintershall-Dea-Ausstieg auch Verkauf an Investoren

BASF zieht erstmals für den Ausstieg bei seiner Beteiligung an dem Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea auch einen Verkauf an Investoren in Betracht. "Wir arbeiten mit voller Kraft an verschiedenen Varianten des Ausstiegs", sagte BASF-Chef Martin Brudermüller auf der Hauptversammlung am Donnerstag laut Redetext. "Ein Börsengang von Wintershall Dea bleibt unsere bevorzugte Alternative. Denkbar wäre auch ein Verkauf an Investoren." Für den Ausstieg seien noch viele Zustimmungen erforderlich, von Behörden und Joint-Venture-Partnern. "Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass wir das in absehbarer Zeit schaffen."

Der Öl- und Gaskonzern entstand 2019 aus dem Zusammenschluss der BASF-Tochter Wintershall mit dem Rivalen Dea. BASF hält noch 72,7 Prozent, der Rest liegt bei der ehemaligen Dea-Eignerin LetterOne. Der Chemiekonzern will sich aus dem Öl- und Gasgeschäft zurückziehen, die Pläne für einen Börsengang wurden aber mehrmals verschoben und dann vom Krieg in der Ukraine vorerst zunichtegemacht. Inzwischen hat die russische Regierung Wintershall Dea in Russland de facto wirtschaftlich enteignet. Russland machte zuletzt rund 50 Prozent der gesamten Produktion von Wintershall Dea aus.

(Mit Material von Reuters)

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.