Der anhaltende Preisrückgang und die hohen Zinsen verschärfen den Druck auf Wohnkonzerne und Immobilienfinanzierer. Auch die Übernahme der Aareal Bank steht auf der Kippe.

Der anhaltende Rückgang der Immobilienpreise setzt nicht nur die Immobilienkonzerne unter Druck. Immer stärker in die Bredouille geraten inzwischen auch die auf Immobilienfinanzierung spezialisierten Banken, befürchten Experten. Von den sinkenden Gewerbeimmobilienpreisen könnten demnach Institute wie Aareal Bank, Berlin Hyp oder Deutsche Pfandbriefbank besonders betroffen sein. Risiken für die Finanzstabilität sehen inzwischen auch die Bankenaufseher der EZB, die erst kürzlich die Risikoerfassung und -bewertung bei den Immobilienbanken als unzureichend kritisiert hatten.

Die steigenden Zinsen treiben nicht nur Finanzierungskosten in die Höhe. Vor allem im Gewerbeimmobilienbereich nimmt das Kreditausfallrisiko zu. Laut Ratingagentur Scope bergen inzwischen ein Drittel aller derzeit auslaufenden Gewerbeimmobilienkredite große Refinanzierungsrisiken.


Immobilienkrise in Deutschland weitet sich aus

Für Unruhe sorgte auch eine vom Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) vergangene Woche vorgelegte Studie, derzufolge sich der Preisrückgang bei deutschen Wohn- und Gewerbeimmobilien im ersten Quartal sogar noch beschleunigt hat. Demnach verbilligten sich Wohnungen und Wohnhäuser um rund zwei Prozent zum vierten Quartal 2022 . Es ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Erhebung 2003. Büroimmobilienpreise gaben um 4,3 Prozent nach. „Die Preiskorrektur am Immobilienmarkt hält weiter an“, erklärte der VDP. Inflation, hohe Zinsen und unsichere Konjunkturaussichten bremsten demnach die Nachfrage. „Verkäufer und Käufer werden wohl noch einige Quartale auf der -Suche nach einem neuen Preisgleichgewicht sein.“

Laut einer Studie der britischen Barclays Bank tragen Institute wie Aareal Bank, Deutsche Pfandbriefbank und Berlin Hyp mit ihrem starken Fokus auf Gewerbeimmobilienkredite die größten Risiken. Aber auch Geschäftsbanken wie Deutsche Bank und Commerzbank müssten mit einer Zunahme der faulen Kredite rechnen. Die Geldhäuser seien dafür aber ausreichend kapitalisiert.

Wegen der Krise am Immobilienmarkt gerieten zuletzt auch Wohnkonzerne wie Vonovia, LEG, TAG oder Aroundtown unter Druck, die zuvor lange von steigenden Immobilienpreisen und niedrigen Zinsen profitiert hatten. So musste Vonovia für 2022 die Dividende deutlich kürzen und hat — wie auch andere Unternehmen der Branche — das Immobilienvermögen deutlich abgewertet. Der Verkehrswert des Immobilienbestands sank demnach im ersten Quartal auf 91,2 (Ende 2022: 94,7) Milliarden Euro. 

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Rätselraten um Aareal-Deal

Auf ganz andere Weise macht sich die Krise beim Immobilienfinanzierer Aareal Bank bemerkbar, der trotz der eingetrübten Lage im ersten Quartal einen Gewinnsprung verzeichnete, die Prognosen bestätigte und sich im „herausfordernden Umfeld“ gut positioniert sieht. Bei Aareal steht die vor einem Jahr eingefädelte Übernahme der Bank durch das Bieterkonsortium Atlantic Bidco (mit den Finanzinvestoren Advent, Centerbridge und dem kanadischen Pensionsfonds CPPIB) auf der Kippe. Diese hatten 33 Euro je Aktie geboten. 80 Prozent der Streubesitzaktionäre hatten ihre Aktien angedient.

Nach Informationen von €uro am Sonntag liegt fast ein Jahr nach der Offerte noch immer keine Genehmigung des Deals durch die EZB-Bankenaufsicht vor — laut Übernahmevereinbarung eine Voraussetzung für den Deal. Erteilt die EZB bis 24. Mai keine Freigabe, platzt das Geschäft. Finanzkreise machen für das lange Zögern der Aufseher auch die zugespitzte Lage im Bankensektor und insbesondere bei den Immobilienfinanzierern verantwortlich.

Möglicherweise warten die Aufseher auch ab, bis sich der Deal von selbst erledigt hat. Ein ähnliches Szenario hatte sich vor zwei Jahren beim Waferhersteller Siltronic abgespielt. Der Kauf scheiterte, die Aktie brach um die Hälfte ein.

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