Ein kräftiges Umsatz- und Gewinnplus bei Mercedes-Benz, VW und Porsche im zweiten Quartal kann die Auto-Aktien nicht wirklich anschieben. Auto-Experte Dudenhöffer warnt und hat einen Geheim-Tipp.

Kräftige Umsatz- und Gewinnanstiege im zweiten Quartal, aber vorsichtiger Ausblick ins zweite Halbjahr angesichts zunehmender konjunktureller Risiken — auf diesen Nenner lassen sich viele Zwischenbilanzen der laufenden Berichtssaison bringen. Das trifft insbesondere auch auf die Autobauer im DAX zu. Bislang haben VW, Mercedes-Benz und Porsche vorgelegt. Auch europäische Hersteller wie Stellantis und Renault konnten teilweise Rekordzahlen erzielen. BMW folgt in der kommenden Woche.

Mercedes hebt Gewinnziel an, VW senkt Absatzziel

Während Volkswagen beim Absatzziel für das Gesamtjahr etwas vorsichtiger geworden ist und nur noch neun Millionen Fahrzeuge statt der bisherigen Spanne von neun bis 9,5 Millionen für 2023 ins Auge fasst, hat Mercedes-Benz sein Gewinnziel nach oben geschraubt: Erwartet wird nun ein operatives Er-gebnis auf Vorjahreshöhe von 20 Milliarden Euro, statt wie bisher leicht darunter. Vor allem die Van-Sparte ragt mit Absatzboom und Gewinnverdopplung heraus. „Wir erwarten, dass sich das Absatzmomentum der ersten sechs Monate auch im Rest des Jahres fortsetzt“, erklärte Konzernchef Ola Källenius. An der Börse lagen sowohl Mercedes- wie auch VW-Aktien am Donnerstag im Minus, VW rutschte mit über minus drei Prozent ans Ende des DAX.

Porsche bleibt vorsichtig

Der Autobauer Porsche hatte am Mittwoch für das erste Halbjahr bereits einen deutlichen Anstieg bei Umsatz- und Gewinn vermeldet. Angesichts unsicherer Perspektiven, insbesondere in wichtigen Absatzmärkten wie China und Europa, ließ Porsche die Jahresziele aber unverändert. An der Börse gab die Porsche-Aktie daraufhin ebenfalls deutlich nach. Die US-Bank JP Morgan sprach von einem überraschend starken Quartal, was die strategische Ausrichtung des Sportwagenbauers auf Luxusmodelle bestätige, und bekräftigte ihre Kaufempfehlung für die Aktie.

Auch der französisch-italienische Autobauer Stellantis konnte im ersten Halbjahr kräftige Umsatz- und Gewinnsteigerungen vermelden. Wegen des immer schärferen Wettbewerbs will Stellantis weitere Kostensenkungen vorantreiben. Mit einer operativen Rendite von 14,4 (Vorquartal: 14,5) Prozent liegt der zweitgrößte europäische Autobauer vor Branchenprimus Volkswagen, der im Gesamtjahr 7,5 bis 8,5 Prozent anstrebt.

BMW will seine Zahlen am kommenden Donnerstag (3.8.) veröffentlichen. Die Aktie der Münchner hat im Jahresvergleich über ein Drittel zugelegt und weist damit zusammen mit Porsche, die ebenfalls ein Drittel zulegten, die beste Performance unter den Autobauern auf (Mercedes: plus 23 Prozent, VW: minus neun Prozent).

Einige Analysten halten die im Aktienkurs von BMW reflektierten Erwartungen allerdings bereits für erfüllt. Anfang Juli hatte BMW für das zweite Quartal ein kräftiges Absatzplus von elf Prozent auf 627 000 Fahrzeuge vermeldet. Damit sah sich BMW für die Gesamtjahresziele auf Kurs — insgesamt, insbesondere aber bei den vollelektrischen Fahrzeugen. Im zweiten Halbjahr werde die Elektromobilität weiter hochgefahren. Für das Gesamtjahr erwarten die Münchner ein leichtes Absatzwachstum von bis zu fünf Prozent. Der Anteil der Elektro-autos soll auf 15 Prozent steigen.

BMW betonte zudem, dass man trotz des Preiskriegs auf dem chinesischen Elektroautomarkt nicht die Listenpreise gesenkt habe. Preisnachlässe des Elektroautopioniers Tesla hatten dort seit Jahresbeginn eine heftige Rabattschlacht entfacht. Stark unter Druck geraten ist in China auch Volkswagen.

China-Chef Ralf Brandstätter hatte zuletzt von einem „ungesunden Wettbewerbsumfeld“ gesprochen. Die Wolfsburger wollen nun mithilfe chinesischer Partner den Rückstand auf dem weltgrößten Pkw-Markt aufholen. Dazu schließt die Hauptmarke VW mit dem Autobauer Xpeng eine langfristige Kooperation im Bereich Elektromobilität, Software und selbstfahrende Autos. Volkswagen -beteiligt sich für 700 Millionen Dollar mit fünf Prozent an Xpeng.

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Auto-Experte Dudenhöffer warnt deutsche Autobauer und hat einen Geheimtipp

BÖRSE ONLINE: Wenn man sich die Zwischenberichte der Autokonzerne ansieht, hat man den Eindruck, dass VW immer stärker anderen europäischen Herstellern wie Stellantis oder Renault hinterherfährt. Ist das so?

FERDINAND DUDENHÖFFER: Die neue Benchmark bei den Autobauern heißt in der Tat Stellantis. Das hat sich erneut mit den Halbjahreszahlen des französisch-italienischen Konzerns bestätigt. 14 Prozent Umsatzrendite in diesem Wettbewerbsumfeld sind schon beeindruckend. Allerdings sei angemerkt, daß Stellantis zu fast 60 Prozent beim Profit von Nordamerika abhängt. China fehlt, das Europageschäft ist schwächer als es die Zahlen zeigen.

Wie kann VW das Ruder herumreißen?

Die Marke VW hat sich mit 5,5 Prozent Umsatzrendite im ersten Halbjahr zwar immer noch besser geschlagen als erwartet. Aber das hängt auch vom hohen Auftragsbestand ab, der nun abgearbeitet ist. Das große Risiko bei VW wird aber nicht nur in der Distanz zu Stellantis sichtbar. VW hat insbesondere im China-Geschäft mit den oftware-verwöhnten chinesischen Autokäufern den Anschluss verloren. VW steuert jetzt mit mutigen Entscheidungen entgegen, etwa der Zusammenarbeit mit dem chinesischen Autobauer Xpeng. China gibt VW technische Hilfestellung – wer hätte das gedacht?

Ist Mercedes-Benz auf dem richigen Kurs?

Vor dem Zwischenbericht gab es in Deutschland „Brandbriefe“ von Mercedes- Händlern, die vor den derzeitigen Schwierigkeiten im Verkauf warnten: Zu hohe Preise, Leben vom Auftragsbestand. Das ist durch die Ergebnisse für das zweite Quartal jetzt etwas nivelliert worden. Bei den Zahlen sehen die Stuttgarter stabil aus mit guter Marge. Beachtenswert ist der Swing bei den Vans und die sehr guten Margen im Van- und Transporter-Geschäft. Hier hat es Mercedes geschafft, ein neues Business-Modell erfolgreich umzusetzen.

Dieser Artikel erschien zuerst in Euro am Sonntag 30/2023. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.

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