Eine richtungsweisende, wenn nicht sogar historische Berichtssaison steht in den USA vor der Tür. Worauf Anleger jetzt bei Aktien achten sollten und was jetzt wichtig wird.

An diesem Freitag starten die US-Banken Citigroup, Bank of America, JP Morgan Chase und Wells Fargo den Zahlenreigen zum vierten Quartal. Auch die Fluglinie Delta und der Gesundheitskonzern United Health legen vor. Mit Ausnahme von einigen Outperfor-mern dürften in vielen Zwischenberichten die sich abkühlende Konjunktur und die straffere Zinspolitik der Notenbank Fed deutliche Spuren hinterlassen.

Gewinnmargen unter Druck

Doch nicht nur das: Erstmals seit Ausbruch der Corona-Krise 2020, das zeigen Schätzungen des Datenanbieters Refinitiv, soll es bei den Unternehmen des S&P-500-Index im vierten Quartal 2022 per saldo zu einem Gewinnrückgang kommen, der auf 2,2 Prozent geschätzt wird. Wird der Energiesektor ausgeklammert, bei dem dank hoher Energiepreise eine Sonderkonjunktur läuft, gehen die Experten sogar von einem Gewinnrückgang von sechs Prozent aus. Gleichzeitig geraten die Gewinnmargen der Unternehmen wegen höherer Kosten und verschärfter Planungsunsicherheit unter Druck.

„Die Mitte Januar Fahrt aufnehmende Q4-Berichtssaison in den USA dürfte ein Gefühl dafür geben, wohin die Reise geht“, sagte Berenberg-Kapitalmarkt-Chefstratege Ulrich Urbahn gegenüber BÖRSE ONLINE. „Hinzu kommt, dass die nach- laufenden Effekte der ausgeprägten Straffungspolitik der Fed wohl erst in späteren Quartalen richtig sichtbar werden.“

Dabei verläuft die Entwicklung in einzelnen Branchen unterschiedlich. Während in den Bereichen Energie und Industrie der Gewinn je Aktie um 65 beziehungs- weise 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen könnte, soll es im Tech-Sektor zu einem Gewinnrückgang von neun Prozent kommen, vor allem als Folge höherer Lohnkosten und rückläufiger Unternehmensnachfrage. Amazon, Meta und Salesforce haben deshalb bereits große Entlassungsprogramme gestartet.

US-Banken sind heute im Fokus

Spannend dürfte es insbesondere bei den US-Banken werden, die einerseits wegen der sich eintrübenden Konjunktur die Risikovorsorge erhöhen müssen, andererseits von höheren Marktzinsen profitieren. Refinitiv jedenfalls rechnet für den US-Finanzsektor unter dem Strich mit einem Gewinnrückgang von neun Prozent. Anfang der Woche waren bereits Pläne der größten US-Investmentbank Goldman Sachs durchgesickert, wegen der Flaute im Investmentbanking und trüber Wirtschaftsaussichten 3000 Stellen zusätzlich abzubauen.

Von den Zahlen der US-Banken erhoffen sich Analysten schließlich auch Hinweise auf die Entwicklung bei europäischen Häusern. Die Deutsche Bank legt ihre Zahlen zum vierten Quartal und ihre Jahresbilanz am 2. und 3. Februar vor, die Commerzbank folgt am 16. Februar.

Tesla berichtet am 25. Januar

Am 25. Januar wird der US-Elektroautobauer Tesla seine mit Spannung erwarteten Quartalszahlen vorlegen. Die vergangene Woche bereits veröffentlichten Absatzzahlen enttäuschten an der Börse: Statt 420 000 Fahrzeuge brachte der Elektroautopionier weltweit nur 405 000 auf die Straße — trotz umfang- reicher Preissenkungen. Seit der holpri- gen Übernahme von Twitter ist das Misstrauen vieler Investoren gegenüber Tesla-Chef Elon Musk gewachsen. Musk hatte auch mehrfach Tesla-Aktien verkauft, um die Übernahme zu finanzieren. Anfang März will Musk auf einem Kapitalmarkttag seine langfristigen Expansionspläne vorstellen — und auch die künftige „Kapitalallokation“. Einige Optimisten wittern bereits umfangreiche Aktienrückkäufe bei Tesla.

Übrigens: Laut JP Morgan sind diese Aktien zu billig um sie zu ignorieren.