Bekanntlich ist der Markt zuweilen durch viele Eigentümlichkeiten und Mechanismen gesteuert, die Papiere teilweise scheinbar grundlos steigen oder fallen lassen. Könnte eine solche Bewegung auch für ein paar Aktien gefallener Engel bevorstehen? Von Johann Werther

Auch wenn der deutsche Anleger gerne Steuern spart, so ist der Amerikaner darin Weltmeister. In Übersee gibt es für die Zeit Steuern zu optimieren sogar einen eignen Begriff, nämlich die Tax-Harvesting-Season. In dieser verkaufen institutionelle und private Anleger ihre im Minus liegenden Positionen, um die Verluste mit den Gewinnen aus anderen Aktien und Dividenden verrechnen zu lassen. 

Strategie Steuerersparnis

Für institutionelle Anleger endet diese Saison bereits am 31. Oktober und dieser Fakt könnte den Markt tatsächlich nachhaltig beeinflussen. Immerhin müssen in den verbleibenden drei Wochen alle schlecht gelaufenen Positionen aus dem Depot fliegen, um steuerlich zu optimieren. Treffen wird dies primär die stark gefallenen Techtitel mit 30 oder mehr Prozent minus.

Ist diese Zeit jedoch am 1. November vorbei, so gibt es wahrscheinlich deutlich weniger Gründe für Hedgefonds und Family-Offices, die Aktien abzustoßen, weshalb hier sicherlich eine deutlich größere Anzahl an Käufern gegenüber einer kleinen Anzahl an Verkäufern stehen wird. Dies könnte zu einer kurzfristigen technischen Gegenbewegung führen, von der Anleger jetzt profitieren könnten. Im Kontext dessen sollten sich Anleger diese fünf stark gefallenen Aktien mal etwas genauer anschauen:

Snowflake (-44 Prozent Year-to-Date)

Erster Wert auf der Liste ist der wachstumsstarke Cloud-Anbieter Snowflake, der sich nicht nur im Investmentportfolio eines Warren Buffett findet. Das inzwischen nur noch 57 Milliarden Dollar schwere Unternehmen hat seit Jahresanfang bereits 44 Prozent verloren, obwohl die Wachstumsstory weiter intakt ist.

Nvidia (-56 Prozent YTD)

Ähnlich gilt eigentlich auch für den Chip-Designer Nvidia, wären da nicht die Restriktionen der amerikanischen Regierung, die ein Lieferverbot nach China beschlossen haben. Diese Meldung und die Angst vor einem Schweinezyklus hat das 290 Milliarden Dollar schwere Unternehmen hart getroffen. Auf YTD-Sicht liegt das Papier deswegen 56 Prozent im Minus.

Netflix (-56 Prozent YTD)

Von der Performance her ähnlich, aber deutlich dramatischer erging es dem Streaming-Anbieter Netflix, der nicht nur mit seinen eigenen Wachstumsvorgaben zu kämpfen hat, sondern die Pole-Position im Streaming Markt an Disney+ abtreten musste. Das Unternehmen, was einmal zu den größten und wichtigsten Tech-Konzernen der Welt zählte ist heute nur noch knapp 100 Milliarden Dollar wert und liegt auf Jahressicht ebenfalls 55 Prozent im Minus.

Snap (-75 Prozent YTD)

Schlimmer geht es aber bekanntlich immer, was Snap Aktionäre in diesem Jahr schmerzvoll erfahren musste. Durch schlechte Quartalszahlen und eine Eintrübung des Werbegeschäfts fiel die Aktie des Social-Media Unternehmens um drastische 75 Prozent seit Anfang des Jahres. Snap, die in der Spitze fast 130 Milliarden Dollar wert waren, erreicht heute nur noch eine Market-Cap von 18 Milliarden.

Meta (-54 Prozent YTD)

An Dramaturgie kaum zu überbieten war allerdings der Niedergang der Meta (ehemals Facebook) Aktie in diesem Jahr. Zwar liegt die Aktie “nur” 54 Prozent im Minus, doch handelt es sich hier um eines der ehemals wertvollsten Unternehmen der Welt, die nun auf eine Bewertung von “nur noch” 360 Milliarden Dollar gerauscht sind.

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia