Auch in der kommenden Handelswoche rücken die Zinsen wieder in den Vordergrund bei Anlegern. Das wird jetzt wichtig für DAX & Co.

Vor den Zinsentscheidungen der führenden Notenbanken Mitte September könnten sich die Dax-Anleger mit größeren Zukäufen am Aktienmarkt schwertun. Anleger dürften auch in der nächsten Woche rätseln derzeit, ob die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) auf ihrer nächsten Sitzung die Füße still halten oder doch noch einmal die Zinsen erhöhen. 

Entscheidend dafür, so betonen die Währungshüterdies- und jenseits des Atlantiks immer wieder, sind vor allem die Konjunkturdaten.

Primär Zinsen stehen beim DAX im Fokus

In der abgelaufenen Woche hatten Spekulationen auf ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA und positive Impulse aus China zur Stützung der Wirtschaft den Dax um rund zwei Prozent auf 15.954 Punkte nach oben getrieben. Der deutsche Leitindex übersprang sogar die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten, konnte sie jedoch nicht halten. "16.000 bleibt im Moment ein Kursniveau, an dem verstärkt Gewinnmitnahmen einsetzen", resümiert Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.

Doch selbst wenn die Zinswende in den USA und im Euroraum bald eingeläutet werden sollte, bleibt laut Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets die Frage, "wie viel Schaden die Wirtschaft dann doch nach einem historischen Zinsanstieg der vergangenen 18 Monate genommen hat und ob eine Rezession tatsächlich noch vermeidbar ist." Bis der nächste Bullenmarkt, wieder getragen von Zinssenkungsfantasien, eingeläutet werde, könnten sowohl Wirtschaft als auch Anleger erst einmal durch ein tiefes Tal gehen müssen, meint der Experte.

DAX (WKN: 846900)

Weitere Konjunkturdaten folgen für DAX

Wie es um die deutsche Wirtschaft bestellt ist, dürften in der neuen Woche die Export-Zahlen am Montag, die Daten zu den deutschen Industrieaufträgen am Mittwoch und die Produktionszahlen am Donnerstag zeigen. Die hiesigen Unternehmen hatten ihre Produktion im Juni überraschend stark gedrosselt - Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,5 Prozent weniger her als im Vormonat. Commerzbank-Analyst Ralph Solveen rechnet damit, dass die Juli-Daten zu den Auftragseingängen und der Produktion zeigen werden, dass die deutsche Industrie zunehmend unter der weltweiten massiven geldpolitischen Wende leidet.

Mit Spannung erwarten die Anleger in diesem Zusammenhang auch den aktuellen Konjunkturausblick des Münchener Ifo-Instituts (Donnerstag). Das Institut hatte bei seiner Prognose im Juni einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland um 0,4 Prozent für dieses Jahr angenommen. Mit der aktuellen Vorhersage wird sich zeigen, ob es dabei bleibt oder die Konjunkturaussichten noch düsterer eingeschätzt werden.

China im Fokus

Für Gesprächsstoff sorgt zurzeit auch die Konjunkturschwäche in China. Vor allem der angeschlagene Immobiliensektor - jahrelang ein wichtiger Motor für das Wirtschaftswachstum in der Volksrepublik - bereitet den Anlegern Kopfzerbrechen. Zuletzt war der dortige Immobilien-Riese Country Garden in finanzielle Schieflage geraten. Am Mittwoch hatte das Unternehmen einen Verlust von umgerechnet rund sechs Milliarden Euro bekannt gegeben und vor einem möglichen Zahlungsausfall gewarnt. 

Ein Kollaps des Konzerns könnte die Immobilienkrise verschärfen und die Aussichten für eine Erholung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft insgesamt eintrüben. Investoren hoffen nun darauf, dass die chinesischen Behörden der Immobilienbranche mit einem groß angelegten Maßnahmenbündel unter die Arme greifen. Wohin die Konjunktur im Reich der Mitte steuert, sollten auch die aktuellen Handelszahlen für August zeigen, die am Donnerstag veröffentlicht werden.

IAA Mobility startet in München

Auf der Unternehmensseite rücken in der neuen Woche die Autobauer in den Fokus. In München läuft vom 5. bis 10. September die IAA Mobility, eine der wichtigsten Automessen in Europa. Dort treffen die deutschen Hersteller auf die erstarkte Konkurrenz aus China. VW, BMW und Mercedes-Benz arbeiten fieberhaft daran, den Anschluss an die rasante Entwicklung nicht zu verlieren, mit der Hersteller aus der Volksrepublik vorpreschen.

Indexveränderungen bei DAX & Co.

Auf der Agenda steht am Dienstag zudem die Index-Überprüfung der Deutschen Börse. Nach drei Monaten könnte es für United Internet zu einem Comeback im Nebenwerte-Index MDax kommen. Im Gegenzug wird wohl die TV-Senderkette ProSiebenSat.1in den SDax absteigen.

 In dem Kleinwerte-Index stehen der Medizinsoftware-Spezialist Nexus und der Börsen-Neuling Nucera vor dem Einzug. Die Wasserstoff-Tochter von Thyssenkrupp hatte Anfang Juli an der Börse debütiert und kommt damit auf die für eine Index-Aufnahme notwendige Mindestzahl von 30 Handelstagen.

Mit Material von Reuters

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