Der DAX macht nichts mehr. Seit über einem Monat hängt er zwischen 15.750 Punkten und 15.950 Punkten auf Schlusskursbasis fest. Dabei sank der DAX Kurs sogar deutlich, nur dank der vielen Dividenden im April und Mai kann der DAX sich überhaupt auf diesem Niveau halten. Heute stehen derweil die Aktien von Infineon, Volkswagen und Siemens Energy im Fokus.

Der DAX startet am Dienstag wieder kaum bewegt in den Handel. Bis zum späten Nachmittag gibt es nur kleine Bewegungen, aber weiterhin keinen Ausbruch. Er verharrt weiterhin in einer ganz engen Handelsspanne, in der der deutsche Leitindex seit Mitte April festhängt. Dabei sank der DAX Kursindex - wenn man die Dividenden nicht miteinberechnet - sogar von 6450 Punkten auf 6310 Punkte. Lediglich die gezahlten Dividenden können den herkömmlichen DAX auf seinem Niveau halten. 

Am Dienstag liegt der DAX bei 15.890 Punkten und damit trotz allem ganz nah an den psychologisch wichtigen 16.000 Punkten und auch nahe am Allzeithoch von 16.300 Punkten. Noch ein paar Dividenden und der Index packt es.

Schuldenobergrenze belastet Börse weiter

Die Aussicht auf eine längere Hängepartie im US-Schuldenstreit sowie enttäuschende Konjunkturdaten aus China haben DAX-Anlegern am Dienstag die Lust am Handeln genommen. Der deutsche Leitindex notierte mit 15.890 Zählern leicht im Minus, der EuroStoxx50 kam ebenfalls nur minimal voran. "Solange der Streit über die Anhebung der Schuldenobergrenze nicht beigelegt wird und damit Anfang Juni ein Zahlungsausfall der USA droht, dürfte ein Befreiungsschlag nach oben schwerfallen", prognostizierten die Analysten der Helaba. 

Im Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze läuft den USA laut Finanzministerin Janet Yellen die Zeit davon. Jeden Tag, an dem der Kongress nicht handle, entstünden mehr wirtschaftliche Kosten, sagte sie. Die US-Wirtschaft stehe auf dem Spiel: "Es gilt, keine Zeit zu verlieren." Im Tagesverlauf sollten die Verhandlungen zwischen den führenden Vertretern der Republikaner und den Demokraten mit US-Präsident Joe Biden wieder aufgenommen werden. Der Dollar bewegte sich kaum, der Dollar-Index verharrte knapp unter dem Vortagesniveau. Analysten zufolge profitierte die US-Währung von dem Schuldenstreit, weil viele Anleger ihr Heil in sicheren Häfen suchten - zu denen der Dollar gehört. "Am Markt war eine Zinssenkung in den USA erwartet worden, aber die Daten spielen dabei nicht mit, und zusätzlich sind sichere Häfen gefragt", sagte Jane Foley, Chefstrategin bei der Rabobank. "Mit all dem, will man wirklich in diesem Jahr stark ins Risiko gehen?"

Für Ernüchterung unter den Dax-Anlegern sorgte, dass in China sowohl das Industrie-Wachstum als auch der Konsum im April hinter den Prognosen zurückgeblieben sind. Die Daten deuteten an, dass die Erholung der chinesischen Wirtschaft an Fahrt verliere, sagte Commerzbank-Analyst Tommy Wu. Zu spüren bekamen die Konjunktursorgen vor allem Autowerte. Der europäische Autoindex fiel zeitweise um 1,3 Prozent. Im Dax verloren Volkswagen, Porsche SE und Mercedes-Benz zwischen 2,3 und 1,5 Prozent. Das Industriemetall KupferCMCU3 gab 2,1 Prozent auf 8096 Dollar je Tonne nach.

Auch auf Deutschland sehen die Börsenprofis eher schwierige Zeiten zukommen. Das ZEW-Barometer zur Einschätzung der Konjunktur in den kommenden sechs Monaten sank im Mai um 14,8 auf minus 10,7 Punkte. Damit liegt der Wert erstmals seit Dezember 2022 wieder im negativen Bereich. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf minus 5,3 Zähler gerechnet. Bei den befragten Finanzmarktexperten sei von Konjunktureuphorie nichts zu spüren, stellt NordLB-Analyst Bernd Krampen fest. "Massive Zinsanhebungen, restriktivere Kreditvergabe der Banken, ein Kreditnachfragerückgang und eine anhaltend hohe Inflation dämpfen die Stimmung." Der Internationale Währungsfonds traut Deutschland auf Jahre nur geringe Wachstumsraten zu. Die alternde Bevölkerung, fehlende Produktivitätszuwächse und Engpässe auf dem Arbeitsmarkt würden sich negativ bemerkbar machen.

DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Dienstag: Infineon, Volkswagen und Siemens Energy

A Dienstagmorgen befinden sich die Aktien von Siemens Energy mit plus 3,31 Prozent an der Spitze des DAX. Dahinter folgen Airbus mit plus 2,42 Prozent und Infineon mit plus 1,96 Prozent. 

Auf der anderen Seite des DAX verlieren die Titel von Volkswagen mit minus 1,77 Prozent deutliche. Am meisten büßen aber Zalando mit minus 2,93 Prozent ein, gefolgt von Siemens Healthineers mit minus 2,15 Prozent.

Wall Street bleibt wackelig

Trübe Aussichten für die Einzelhändler in den USA sowie der schwelende Streit um die Schuldenobergrenze verderben den Anlegern an der Wall Street die Kauflaune. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte eröffnete am Dienstag 0,4 Prozent schwächer bei 33.220 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 gab 0,2 Prozent auf 4128 Zähler nach, der Index der Technologiebörse Nasdaq lag mit 13.450 Punkten leicht im Plus. Im Tagesverlauf sollen die Verhandlungen zwischen Republikanern und dem US-Präsidialamt über eine Erhöhung der Schuldenobergrenze weitergehen. "Es gibt kaum Chancen, dass wir heute eine Lösung bei dem Thema sehen", sagte Ipek Ozkardeskaya, Analystin bei der Swissquote Bank.

Die Einzelhandelsumsätze legten im April zwar nach Daten des Handelsministeriums zu, das Plus fiel aber nur halb so stark aus wie erwartet. "Das bestätigt das, was wir von Home Depot gesehen haben", sagte Jamie Cox, Partner beim Finanzdienstleister Harris Financial Group. "Wir sehen wahrscheinlich das Ende des Rückgangs bei den Einzelhandelsumsätzen, aber jetzt stehen uns schwierige Zeiten bevor."

(Mit Material von Reuters)