Anleger nehmen beim DAX auch nach Eröffnung der amerikanischen Börsen Gewinne mit – wie geht es jetzt weiter? Außerdem im Fokus: Die Aktien von Deutsche Börse, Bayer, Software AG und Ceconomy.

Nach der jüngsten Rekordjagd des DAX  haben die Anleger zum Wochenauftakt einige Gewinne mitgenommen. Der Index notierte am Nachmittag 0,5 Prozent tiefer bei 16 667,74 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Unternehmenswerte fiel am Montagnachmittag um 0,67 Prozent auf 26 953,33 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ermäßigte sich um rund 0,4 Prozent.

"Die großen Adressen im Markt scheinen ihre Bücher bereits geschlossen zu haben, was zwar für das Ausbleiben größerer Engagements sprechen, aber auch Verkäufe noch vor Jahresfrist verhindern könnte", bemerkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Er geht deshalb davon aus, dass die Woche bis zum Weihnachtsfest eher ruhig verlaufen wird und sich die Schwankungen in Grenzen halten.

In der deutschen Wirtschaft trübte sich die Stimmung zuletzt ein. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigster Konjunkturindikator, fiel im Dezember, während Analysten mit einem Anstieg gerechnet hatten. Zudem fiel die Entwicklung in den Monaten zuvor schwächer aus als bisher bekannt.

DAX (WKN: 846900)

Software AG verkauft Plattform an IBM - Silver Lake will alle Aktien

Der Technologieinvestor Silver Lake will die Darmstädter Software AG wie geplant von der Börse nehmen. Insgesamt hätte das US-Unternehmen für das frühere MDax-Unternehmen dann knapp 2,4 Milliarden Euro bezahlt. Den Großteil dieser Summe holt die Software AG nun mit dem Verkauf von zwei ihrer wichtigsten Produkte quasi wieder herein. So veräußert das Unternehmen seine KI-gestützte Integrationsplattform Super iPaaS mit Streamsets und Webmethods für gut 2,1 Milliarden Euro an den US-Konzern IBM. Betroffen sind laut Unternehmenskreisen bis zu 2000 Mitarbeiter - vor allem in den USA.

An der Börse wurden die Nachrichten positiv aufgenommen. Die Aktie der Software AG legte bis zum frühen Nachmittag um 1,9 Prozent auf 32,42 Euro zu - und wurde damit oberhalb der 32 Euro gehandelt, die Silver Lake den verbliebenen Minderheitsaktionären für ihre Anteile bietet.

Am Morgen hatten Silver Lake und seine Zweckgesellschaft Mosel Bidco mitgeteilt, dass sie die verbliebenen Minderheitsaktionäre der Software AG herauskaufen wollen. Das Gebot entspricht damit genau dem Stückpreis, den Silver Lake bereits bei der Übernahme von fast 85 Prozent der Software-AG-Anteile bezahlt hat. Inzwischen hat Silver Lake seine Beteiligung auf mehr als 93 Prozent ausgebaut.

Das Delisting-Angebot soll keine Vollzugsbedingungen enthalten und kurz nach der Genehmigung durch die deutsche Finanzaufsicht Bafin beginnen. Die Annahmefrist beträgt vier Wochen. "Eine weitere Annahmefrist wird es nicht geben", stellte Silver Lake klar. Nach Einstellung der Börsennotierung könnten die Aktionäre ihre Aktien nicht mehr an regulierten Börsen handeln und erhielten keine Finanzberichterstattung mehr.

Unterdessen verkauft die Software AG ihre Integrationsplattform Super iPass und damit die Tochterunternehmen Webmethods und Streamsets an IBM. Laut Unternehmenskreisen dürften damit bis zu 2000 der etwa 5000 Beschäftigten des Konzerns zu IBM wechseln. Dies betreffe aber vor allem Mitarbeiter in den USA - und vergleichsweise wenige in Deutschland. Die Software AG hatte das US-Unternehmen Streamsets erst im vergangenen Jahr übernommen.

Angesichts der Größe von IBM und dessen Fokus auf die hybride Cloud und KI bekomme das Team der Software AG "eine tolle Chance", das Angebot mit dem neuen Eigentümer weiterzuentwickeln, sagte Software-AG-Chef Sanjay Brahmawar.

Die KI-gestützte Integrationsplattform Super iPass führt unter anderem Programmierschnittstellen (API), Applikationen und Daten zusammen. Den Angaben zufolge soll der Deal im zweiten Quartal 2024 vollzogen werden, wenn die nötigen behördlichen Genehmigungen vorliegen.

Software AG (WKN: A2GS40)

Aktien von Bayer im Fokus

 Ein vorsichtiger Analystenkommentar der britischen Bank HSBC hat am Montag eine weitere Erholung der Aktien von Bayer verhindert. Sie schlingerten mit leichtem Minus um die Marke von 32 Euro, nachdem Analyst Rajesh Kumar das Kursziel von 38 auf 25 Euro gesenkt hatte. Damit sieht der Experte auch nach dem Kursrutsch der Papiere weitere Risiken. Er stufte sie von "Hold" auf "Reduce" ab.

Mit einem Minus von gut einem Drittel zählen Bayer 2023 zu den schwächsten Werten im DAX, der bislang um gut ein Fünftel zulegte. Zuletzt hatte ein Studienflop für den Hoffnungsträger Asundexian - einem Blutgerinnungshemmer in der Entwicklung - die Talfahrt der Papiere beschleunigt. Zudem gibt es weitere potenzielle Milliardenrisiken durch die Glyphosat- und PCB-Rechtsstreits in den USA.

Mit Blick auf PCB verwies Analyst Sebastian Bray von der Privatbank Berenberg Ende November auf einen wegweisenden Fall, in dem noch 2023 eine Entscheidung anstehen könnte. Sollte Bayer den Fall Erickson im US-Bundesstaat Washington hier verlieren, drohe weiteres Ungemach in anderen Staaten.

Mit seinem Kursziel von 25 Euro ist HSBC-Experte Kumar der pessimistischste der 24 von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Fachleute. Alle andere sehen zumindest ein klein wenig Luft nach oben für den Kurs. Dieser hält sich trotz des kleinen Minus zum Wochenstart weiterhin über dem November-Tief von 30,22 Euro.

Bayer (WKN: BAY001)

Aktien von Deutsche Börse im Fokus

Die Schweizer Großbank UBS hat Deutsche Börse von "Neutral" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 185 auf 210 Euro angehoben. Seine Sorgen wegen der Übernahme von Simcorp hätten nach dem Kapitalmarkttag des Börsenbetreibers nachgelassen und die Transaktions- und Wachstumsaussichten für 2024 seien positiv, schrieb Analyst Michael Werner in einer am Montag vorliegenden Studie. Dazu komme die attraktive Bewertung der Aktie. Seine Gewinnschätzungen (EPS) lägen über den Konsensprognosen, und das neue Kursziel preise nun die Simcorp-Übernahme ein.

Deutsche Börse (WKN: 581005)

Aktien von Ceconomy im Fokus

Der Elektronikhändler Ceconomy erwartet im neuen Geschäftsjahr weitere operative Verbesserungen. Der Umsatz soll 2023/24 (per Ende September) währungs- und portfoliobereinigt leicht zulegen, teilte das Unternehmen am Montag bei der Vorlage seiner Jahresbilanz in Düsseldorf mit. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen uns Steuern soll sich deutlich verbessern. Dabei setzt der Betreiber der Elektronikmärkte Mediamarkt und Saturn auf die vorwiegend deutschsprachige Region DACH sowie West- und Südeuropa. Dabei seien die Aktionen rund um den Black Friday und der Vorweihnachtszeit sowohl in den Märkten als auch online "gut angenommen" worden. Das erste Quartal mit seinem Weihnachtsgeschäft ist traditionell das Wichtigste im Geschäftsjahr von Ceconomy.

Im vergangenen Geschäftsjahr legte der Umsatz währungs- und portfoliobereinigt um 4,7 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro zu. Der Online-Anteil am Gesamtumsatz sank dabei um 2,5 Prozentpunkte auf 22 Prozent, soll aber bis 2025/26 auf 30 Prozent steigen. Der stationäre Handel zeigte sich im vergangenen Geschäftsjahr robust und legte um 6,6 Prozent auf 16,9 Milliarden Euro zu. Dank Kosteneinsparungen stieg das bereinigte Ebit von 208 Millionen auf 243 Millionen Euro. Wegen einer Wertberichtigung auf die Beteiligung an dem französischen Konkurrenten Fnac Darty schrieb Ceconomy jedoch rote Zahlen, der Verlust beim berichteten Ebit betrug 21 Millionen Euro. Negativ wirkten sich auch der Verkauf des Schweden- und Portugal-Geschäfts sowie Restrukturierungskosten aus. Ceconomy hatte bereits Ende Oktober vorläufige Zahlen vorgelegt.

Ceconomy (WKN: 725750)

Mit Material von dpa-afx

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