Nachdem es bereits beim DAX gestern viel Volatilität gab, schwankten auch die US-Börsen Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq deutlich. Am Freitagvormittag werden wieder Sorgen um Banken-Sektor und rund um die Zinsen und Inflation akut. Die Deutsche Bank verliert 12 Prozent.

Ein heftiger Ausverkauf im Bankensektor mit der Deutschen Bank im Kreuzfeuer hat die europäischen Aktienmärkte am Freitag nach unten gerissen. Papiere des größten deutschen Geldhauses stürzten mit knapp 15 Prozent so schlimm ab wie zuletzt während des Börsen-Crashs vom März 2020. Der europäische Bankenindex rauschte um knapp sechs Prozent nach unten. Der DAX lag am Nachmittag im Minus bei 14.906 Punkten, damit allerdings knapp 100 Stellen über seinem Tagestief. Der EuroStoxx50 verlor in ähnlicher Größenordnung auf 4125 Zähler. Auch an der Wall Street knickten die Indizes belastet von Kursverlusten bei Banken um rund ein Prozent ein. Anleger weltweit flüchteten in die als sicherer Hafen geltenden Staatsanleihen, die Anti-Krisen-Währung Dollar und Gold.

Das Damoklesschwert steigender Zinsen schwebe weiter über den Banken und der Börse, sagte Stratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Investoren sehen die Rentabilitätsaussichten der Banken aufgrund steigender Finanzierungskosten gefährdet. Der Kollaps des US-Startup-Finanzierers Silicon Valley Bank (SNB) vor rund zwei Wochen hatte ein weltweites Bankenbeben ausgelöst, worin die Schweizer Großbank Credit Suisse in Not geraten und vom Rivalen UBS aufgefangen wurde. "Wir sind optimistisch, dass die Fälle von SVB und Credit Suisse isoliert zu betrachten waren und eingedämmt sind, aber unserer Ansicht nach ist das Extrem-Risiko noch nicht vollständig verschwunden", sagte Frederique Carrier, Leiter Investmentstrategie beim Vermögensverwalter RBC. "Das Bankensystem basiert auf Vertrauen, daher müssen wir die zukünftigen Entwicklungen sehr genau beobachten."

Sorge um Banken steigt wieder

Im Brennpunkt standen am Freitag Deutsche Bank: Die Aktien rutschten in der Spitze um fast 15 Prozent auf 7,95 Euro ab und markierten damit den niedrigsten Stand seit Oktober. Seit Beginn der Turbulenzen im Sektor haben die Papiere rund 30 Prozent eingebüßt - damit lösten sich rund sieben Milliarden Euro an Börsenwert in Luft auf. Aktuell ist die Deutsche Bank noch gut 16,5 Milliarden Euro wert. Für Unruhe sorgte laut Händlern zum Wochenschluss vor allem der rapide Anstieg der CDS des Frankfurter Geldhauses - also die Preise für die Absicherung gegen Zahlungsausfälle bei Anleihen von Banken. Für die Absicherung eines zehn Millionen Euro schweren Pakets von Deutsche-Bank-Anleihen mussten dem Datenanbieter S&P Market Intelligence zufolge am Freitag zeitweise mehr als 220.000 Euro gezahlt werden - am Mittwoch waren es noch 142.000 Euro gewesen.

"Die Deutsche Bank steht schon seit einiger Zeit im Rampenlicht, ähnlich wie die Credit Suisse", sagte Stuart Cole, leitender Makroökonom bei Equiti Capital. "Sie hat verschiedene Umstrukturierungen und Führungswechsel durchlaufen, um sich wieder auf eine solide Basis zu stellen, aber bisher scheint keine dieser Bemühungen wirklich funktioniert zu haben." Andere Finanzexperten halten die Deutsche Bank aber für widerstandsfähig: "Wir sind relativ entspannt angesichts des robusten Eigenkapitals und der Liquiditätspositionen der Bank", schrieben Analysten von Autonomous Research in ihrer Analyse. "Um es klar zu sagen: Deutsche Bank ist nicht die nächste Credit Suisse." Auch die Bundesregierung bemühte sich um Beruhigung. "Es gibt keinen Anlass, sich irgendwelche Gedanken zu machen", sagte Kanzler Olaf Scholz. Die Deutsche Bank habe ihr Geschäftsmodell grundlegend modernisiert, neu organisiert und "ist sehr profitabel".

Anleger suchen Zuflucht in sicheren Häfen

Angesichts der Ängste um den Finanzsektor griffen viele Anleger beim Dollar zu, der gern in Krisenzeiten als sicherer Hafen angesteuert wird. Der Dollar-Index stieg um bis zu 0,7 Prozent auf 103,2640 Punkte. Auch Gold notierte mit 1997 Dollar je Feinunze im Plus. Ebenfalls gefragt waren Staatsanleihen. Die Kurse der zehnjährigen deutschen Bonds stiegen, im Gegenzug fiel die Rendite bis auf 1,994 Prozent nach 2,186 Prozent am Donnerstag.

Die Aussicht auf ein nur langsames Auffüllen der strategischen Ölreserven der USA drückte neben der Angst vor einer Rezession auf die Ölpreise. Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verbilligten sich jeweils um rund 3,5 Prozent auf 73,41 beziehungsweise 67,48 Dollar pro Barrel. Nach Aussagen aus den US-Energieministerium wird sich das Füllen der strategischen Vorräte über mehrere Jahre hinziehen, was die Sorgen der Anleger um eine schwächelnde Nachfrage auf den Märkten verstärkte.

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DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Freitag

Am Freitagmittag büßen die Titel der Deutschen Bank 10 Prozent ein. Dahinter folgt die Commerzbank mit minus 5,2 Prozent und Daimler Truck mit minus 5,1 Prozent. 

Auf der positiven Seite des DAX gibt es mit MerckDeutsche Börse, Beiersdorf, Hannover Rück und Henkel lediglich fünf Gewinner-Aktien. Alle liegen zwischen 0,4 und 1,5 Prozent im Plus.

(Mit Material von Reuters)