Vonovia auf tiefstem Stand seit 2014, Rekordtief bei Aroundtown. Wohnungskonzerne immer stärker unter Druck wegen hoher Zinsen, hoher Schulden und Missmanagement.

Der Ausverkauf bei Wohnungsaktien nimmt immer schlimmere Ausmaße an. Ein negativer Analystenkommentar von Morgan Stanley hat die Aktienkurse von Vonovia, AroundtownLEG und TAG weiter ins Rutschen gebracht. Laut Analyst Bart Gysens steigt im gesamten europäischen Immobiliensektor das Risiko, dass weitere Kapitalerhöhungen vorgenommen werden müssen. Besonders im Fokus: Vonovia. Der größte deutsche Wohnkonzern hatte erst in der Vorwoche eine gekürzte Dividendenzahlung von 0,85 Euro angekündigt und damit andere Analysten enttäuscht, die eigentlich mehr erwartet hatten. Gysens wiederum befürchtet wegen der Zahlung, dass bei Vonovia nun weitere Maßnahmen nötig werden, um die Bilanz zu stärken. Auch andere Werte wie Aroundtown und TAG Immobilien gerieten daraufhin unter Druck.

Verdruss bei Aktionären

Die Vonovia-Aktie, die am Mittwoch bereits fast fünf Prozent verlor und mittlerweile auf dem tiefsten Stand seit 2014 gefallen ist, stand auch am Donnerstag weiter unter Druck.

Den Immobilienkonzernen machen nicht nur steigende Zinsen und hohe Verschuldung zu schaffen. Der Studie zufolge drohen ihnen auch Einbußen im operativen Geschäft. Hinzu kommen überteuerte Zukäufe und Missmanagement. Bei Vonovia ermittelt zudem die Staatsanwaltschaft wegen Korruptionsvorwürfen.

Schon in den Vorwochen sorgten sinkende Gewinnprognosen und Dividendenkürzungen für Verdruss unter den Aktionären der Wohnungskonzerne, die mit der schwierigen Lage am Wohnungsmarkt kämpfen. Erstmals seit mehr als zehn Jahren sind die Immobilienpreise in vielen Regionen unter Druck geraten. Die Konzerne müssen Abschreibungen auf ihre Immobilienbestände vornehmen. Aufgrund ihrer teils hohen Verschuldung machen ihnen die steigenden Zinsen zusätzlich zu schaffen.

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Analysten sehen deutlich über 100 Prozent Kurspotenzial

Abgesehen von Morgan Stanley halten die meisten Analysten den Wohnungskonzernen aber nach wie vor die Stange – und sehen weiter großes Kurspotenzial. So senkte zwar Warburg Research am Mittwoch das Kursziel für Vonovia von 45 auf 40 Euro. Das entspricht gegenüber dem aktuellen Kurs von 17,45 Euro aber immer noch einem Kurspotenzial von fast 130 Prozent. Warburg-Analyst Simon Stippig klammert sich dabei an die Hoffnung, dass es Vonovia in diesem Jahr gelingen könnte, durch Immobilienverkäufe die Bilanz zu entschulden und die Zinskosten zu senken. Kaufempfehlungen gab es zuletzt auch von der kanadischen Bank RBC mit einem Kursziel von 37 Euro (plus 112 Prozent), von Berenberg mit einem Kursziel von 39 Euro (plus 123 Prozent), und von UBS mit 26 Euro (plus 49 Prozent).

Eine klare Verkaufsempfehlung enthält dagegen lediglich die Studie von Morgan Stanley. Demnach seien bei den Wohnkonzernen die Portfolios mit zu viel Schulden finanziert, die Mieteinnahmen gefährdet und die Renditen zu niedrig, und es drohten Kapitalmaßnahmen.

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Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstand dieser Publikation, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Vonovia.