Zum ersten Mal seit Anfang 2022 steigt der DAX auf über 16.000 Punkte. Doch die Freude währte nicht lange, denn schon kurze Zeit später stürzte der DAX ab. Zudem stehen die Aktien von Deutsche Bank und Bayer im Fokus.

Nach dem Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten haben die DAX-Anleger am Dienstag Höhenangst bekommen. Vor allem die Zinssitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch und die einen Tag später folgende Entscheidung der Europäischen Zentralbank warfen ihre Schatten voraus. "Die Investoren wollen in dieser Woche endlich Klarheit darüber bekommen, wie es mit den Zinsen weitergeht und die Notenbanker die aktuelle und zukünftige Lage der Wirtschaft einschätzen", sagte Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets. Die meisten Marktteilnehmer rechneten mit einer weiteren Leitzinsanhebung in den USA um 25 Basispunkte. "Über das Danach aber herrscht Uneinigkeit zwischen der Fed und dem Markt." Während Anleger bereits mehrere Zinssenkungen noch in diesem Jahr einpreisten, signalisiere die Fed bislang keine Lockerungen für 2023. Bei der EZB ist noch länger kein Ende der Straffungen absehbar. Nach Monaten mit nachlassendem Preisschub hat sich die Inflation im Euro-Raum im April wieder leicht verstärkt, was den Druck auf die Zentralbank verschärft.

Der deutsche Leitindex DAX hatte es am Morgen ganz kurz über die Marke von 16.000 Punkten geschafft. Kurz darauf war er aber auf 15.850 Punkte abgesackt. Und mit Eröffnung der US-Börsen ging es weiter bergab. Am Nachmittag notiert der DAX mehr als ein Prozent im Minus bei nur noch 15.750 Zählern.

Und einen Tag vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank haben sich die Anleger an der Wall Street nicht aus der Deckung getraut. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte am Dienstag 1,5 Prozent niedriger. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 1,4 Prozent. Der Index der Technologiebörse Nasdaq fiel um 1,1 Prozent.

DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Dienstag

Am Dienstagabend befinden sich lediglich 5 Aktien im DAX im Plus. Angeführt wird das Feld von den Aktien von Infineon mit plus 3,30 Prozent. Dahinter folgen die Papiere von Siemens Energy mit plus 0,81 Prozent, Qiagen mit plus 0,64 Prozent, Volkswagen mit plus 0,61 Prozent und Continental mit plus 0,32 Prozent.

Auf der anderen Seite des DAX verlieren die Titel von Bayer 3,95 Prozent, die Papiere von Covestro 4,57 Prozent und Zalando 3,20 Prozent.

Bank-Aktien nach First Republic-Übernahme unentschlossen

Die Reaktion auf die Rettungsübernahme der US-Regionalbank First Republic durch den Branchenriesen JP Morgan fiel gemischt aus. Analysten zufolge freuten sich Investoren einerseits, dass eine neue Finanzkrise zunächst abgewendet schien. Andererseits machten sie sich Sorgen um die langfristige Entwicklung im globalen Banksystem. "Es ist die zweitgrößte Bankenpleite in der Geschichte der USA und die Bank ist bereits die dritte, die aufgrund der steigenden Zinsen und mangelnder Liquidität die Türen schließen muss", sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets. "Zwar war auch die First Republic ähnlich wie die Silicon Valley Bank auf Startup-Finanzierungen spezialisiert, dennoch ist der Trend der Bankenpleiten in den USA ein äußerst ungesunder." Zudem führten die Konsolidierungen im Markt dazu, dass die als "too big to fail" angesehenen Banken noch größer würden, was die Risiken nicht gerade verringere.

Die Stimmung im europäischen Banken-Sektorindex hellten überraschend starke Quartalszahlen von HSBC auf. Die Papiere des britischen Geldhauses stiegen um 5,6 Prozent. Der Umsatz habe bei zinslosen Erträgen beachtliche Stärke gezeigt, urteilten die Analysten von Jefferies. Die Deutsche Bank und die Commerzbank zeigten Volatilität und notierten deutlich im Minus.

China-Schwäche zieht Öl-Preise nach unten

Anleger warfen hingegen die Papiere von BP aus den Depots. Aktien des britischen Energiekonzerns fielen um 5,7 Prozent. Anleger stieß sauer auf, dass der Konzern seine Aktienrückkäufe drosseln will.

An den Rohölmärkten ging es mit den Preisen nach schwächeren Konjunkturdaten aus China abwärts. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils rund 0,5 Prozent auf 78,95 beziehungsweise 75,29 Dollar pro Barrel (159 Liter). Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes in China, dem weltweit größten Rohölimporteur, war im April erstmals seit Dezember gesunken. "Die meisten Teilindikatoren zeigen, dass dies möglicherweise keine kurzfristige Abweichung ist", sagte Iris Pang, Chefvolkswirtin bei ING, und wies auf einen schwächelnden Exportmarkt, niedrigere Importe im März und sinkende Löhne hin.

(Mit Material von Reuters)