Nachdem der DAX am Montag um drei Prozent eingebrochen war, konnte er sich am Dienstag um fast 2 Prozent erholen. Der Grund war die niedrigere Inflation in den USA und eine Beruhigung der Banken-Geschichte. Was heute neben E.ON, BMW und Volkswagen noch wichtig wird.

Der Absturz der Credit Suisse inmitten der Sorgen rund um die Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) hat Europas Börsen erneut auf Talfahrt geschickt. Anleger schmissen vor allem Bank-Aktien aus ihren Depots. Nach der jüngsten Erholung rutschte der DAX am Mittwoch in der Spitze um 3,5 Prozent auf 14.702,91 Punkte ab. Der EuroStoxx50 büßte bis zu 3,9 Prozent auf 4018 Zähler ein. Gegen 17 Uhr befand sich der DAX noch mit 2,8 Prozent im Minus bei 14.820 Zählern.

Die Märkte seien durch die Schlagzeilen der Credit Suisse verängstigt, sagte Richard McGuire, Zinsstratege bei der Rabobank. Auch die wichtigsten US-Indizes eröffneten mehr als ein Prozent tiefer.

Die Ankündigung des neuen Großaktionärs Saudi National Bank in einem Reuters-Interview, aus aufsichtsrechtlichen Gründen keine frischen Mittel in die Credit Suisse einschießen zu können, beschleunigte den dramatischen Kursverfall bei dem krisengeplagten Schweizer Institut. Die Titel rauschten mehr als 30 Prozent auf ein Allzeit-Tief von 1,55 Franken. Es sehe so aus, als ob immer mehr besorgte Investoren Credit Suisse als möglichen nächsten Wackelkandidaten betrachteten, erklärte Neil Wilson, Analyst beim Onlinebroker Markets.com. "Wenn die Credit Suisse in ernsthafte existenzielle Schwierigkeiten gerät, sind wir in einer ganz anderen Welt des Schmerzes. Sie ist wirklich zu groß, um zu scheitern." Im Sog der Credit Suisse verlor der europäische Bankensektor rund sieben Prozent an Wert. In den vergangenen Tagen hat der Sektor damit mehr als 120 Milliarden Euro eingebüßt.

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Ifo-Zahlen und Unternehmen.

Wächst die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr oder schrumpft sie? Führende Forschungsinstitute sind in dieser Frage gespalten. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) hob seine Wachstumsprognose am Mittwoch für 2023 von 0,3 auf 0,5 Prozent. Dagegen blieb das Münchner Ifo-Institut bei seiner Vorhersage vom Dezember, wonach das Bruttoinlandsprodukt um 0,1 Prozent nachgeben wird. Zum Vergleich: Die Bundesregierung geht bislang von einem Wachstum von 0,2 Prozent aus, nachdem es im vergangenen Jahr wegen Corona-Aufholeffekten noch zu einem Plus von 1,8 Prozent gereicht hatte.

"Der Konjunkturkompass zeigt wieder nach oben, allerdings bleibt die Aufwärtsdynamik verhalten", sagte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths. Nachlassende Materialenpässe dürften zum Aufwärtstrend beitragen, auch im laufenden ersten Vierteljahr dürfte es zu einem Wachstum reichen. Dagegen sieht das Ifo-Institut die größte Volkswirtschaft Europas in einer Winterrezession. "Die deutsche Wirtschaft schrumpft, und zwar seit Ende vergangenen Jahres", sagte Ifo-Konjunkturforscher Timo Wollmershäuser. Im laufenden ersten Quartal werde das Minus mit 0,2 Prozent aber nur noch halb so groß ausfallen wie zuletzt. "Spätestens ab Jahresmitte werden steigende Reallöhne die Binnenkonjunktur stützen", sagte Wollmershäuser. Für 2024 rechnen beide Institute mit einem Wachstum. Das IfW von 1,4 Prozent, das Ifo sogar 1,7 Prozent.

Bei den Einzelwerten nehmen Anleger die Zahlen des Energiekonzerns E.ON unter die Lupe. E.ON kündigte an, bis 2027 seine Investitionspläne um rund sechs Milliarden Euro auf 33 Milliarden Euro steigern zu wollen. Nach einem Anstieg des bereinigten Ebitda um zwei Prozent auf 8,1 Milliarden Euro im vergangenen Geschäftsjahr rechnet der Konzern für 2023 mit einem bereinigten Ebitda von 7,8 bis 8,0 Milliarden Euro. Auch BMW wagt einen Blick auf das laufende Geschäftsjahr und legt seine Prognose vor.Lesen Sie hier unsere Einschätzung zu BMW.

Zudem veröffentlicht Volkswagen neue Absatzzahlen.

Zinssorgen sind zurück

Nach dem Zusammenbruch der SVB und einer weiteren US-Bank in der vergangenen Woche bemühen sich Regulierungsbehörden weltweit, Ansteckungsängste zu zerstreuen. Vor allem die Sorge um kleinere Institute hielt sich aber.

Zugleich setzten Zinssorgen die Aktienmärkte erneut unter Druck. Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) tendieren einem Insider zufolge trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor wahrscheinlich dazu, am Donnerstag am geplanten großen Zinsschritt von einem halben Prozentpunkt festzuhalten. Denn die EZB erwarte, dass die Inflation auch in den kommenden Jahren zu hoch bleiben werde, sagte ein Insider Reuters.

Angesichts der Schockwellen nach der SVB-Pleite waren zunächst Zweifel an der Entschlossenheit der EZB zu einer weiteren großen Zinserhöhung aufgekommen. "Es ist nicht davon auszugehen, dass sich die EZB von den US-Bankenpleiten vom Weg abbringen lässt", sagte auch Thomas Altmann, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners.

DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Mittwoch

Am Mittwochnachmittag befinden sich lediglich die Aktien von E.ON mit plus 0,92 Prozent, Deutsche Telekom mit plus 0,39 Prozent, Vonovia mit plus 0,65 Prozent und Qiagen mit plus 0,77 Prozent auf der Gewinnerseite. 

Dahingegen geben Commerzbank mit minus 7,74 Prozent, Deutsche Bank mit minus 8,45 Prozent und Siemens Energy mit minus 6,54 Prozent am stärksten ab.

Eine aktuelle Einschätzung zu Commerzbank und Deutsche Bank lesen sie hier.

(Mit Material von Reuters)