Vor dem wichtigen Zins-Entscheid der US-Notenbank FED am Mittwochabend zeigen sich DAX und Wall Street sehr nervös. Dabei stürzt die Aktie der Deutschen Post ab. TUI und Vonovia befinden sich im Fokus.

Nach einem schwachen Wochenauftakt haben sich die Anleger an den Aktienmärkten am Dienstag weiterhin nicht aus der Deckung gewagt. Viele warteten auf den für Mittwoch geplanten Entscheid der US-Notenbank Fed und Hinweise auf den weiteren Kurs der Notenbanker in ihrem Kampf gegen die Inflation. Der deutsche Leitindex DAX gab ein halbes Prozent auf 15.654 Punkte nach. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, verlor 0,2 Prozent auf 4237 Zähler. "Der Fokus der Anleger verschiebt sich derzeit vom Optimismus, dass die Verbraucherpreise in den Griff zu bekommen sind, zu Befürchtungen, dass die hohen Energiekosten die Teuerungsrate doch weiter nach oben treibt", sagte Matthew Morgan, Manager beim US-Vermögensverwalter Jupiter.

Auch die US-Börsen sackten nach einem stabilen Börsenstart ab. Der Dow Jones notiert rund eine Stunde nach Handelseröffnung 0,5 Prozent im Minus bei 34.450 Zählern. Der marktbreite S&P 500 verlor ebenfalls ein halbes Prozent auf 4.430 Punkte und die Tech-Börse Nasdaq100 sackte um 0,7 Prozent auf 15.120 Punkte ab.

DAX (WKN: 846900)

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Börse hat Notenbanksitzung im Blick

Im Mittelpunkt steht die allgemeine Erwartung, dass es am Mittwoch keine erneute Zinserhöhung der US-amerikanischen Währungshüter geben wird und vielleicht auch Signale, dass die Zinsspirale ihr Ende erreicht. Während sich die Ölpreise zusehends der runden Marke von 100 Dollar nähern, wird aber die Sorge größer, dass dies die Inflation wieder antreibt und die Notenbanker doch noch zum Handeln gezwungen werden.

"Die Börsen haben im Moment zwei große Belastungsfaktoren. Und beide hängen unmittelbar miteinander zusammen. Das sind der hohe Ölpreis und die hohen Zinsen", schreibt Experte Thomas Altmann von QC Partners. Während sich die Ölpreise zusehends der runden Marke von 100 Dollar nähern, wird die Sorge größer, dass dies die Inflation wieder antreibt. Laut Altmann gibt es im Moment einfach keine langfristig orientierten Käufer, die den Dax über die 16 000 Punkte treiben könnten. Dafür brauche es positive Nachrichten in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung oder die Geldpolitik.

DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Dienstag

Am Dienstagnachmittag befinden sich die Aktien von Vonovia (+3,83 Prozent), Volkswagen (+2,42 Prozent) und Deutsche Börse (+1,95 Prozent) an der Spitze des DAX. 

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Am anderen Ende des Index brechen die Deutsche Post Aktien mit minus 6,37 Prozent ein. Zudem verlieren MTU (-3,34 Prozent) und adidas (-2,88 Prozent).

Aktien von TUI im Fokus

Das Geschäft des Reisekonzerns TUI hat im Sommer wie erwartet angezogen und sichert das Ziel eines deutlichen Ergebnisanstiegs ab.

Für das Sommerprogramm zählte das Unternehmen mit 13,7 Millionen Buchungen fünf Prozent mehr als im Vorjahr und fast so viele wie vor der Corona-Krise, wie TUI am Dienstag mitteilte. Die Durchschnittspreise seien acht Prozent höher als im Vorjahr und lägen 27 Prozent über dem Sommer 2019, der letzten Hochsaison vor Ausbruch der Corona-Pandemie. "Aufgrund der gestiegenen Nachfrage wird die Saison insbesondere in Griechenland und der Türkei verlängert", bekräftigte TUI.

In dem bis Ende September laufenden Geschäftsjahr will der Konzern aus Hannover das operative Vorjahresergebnis von gut 400 Millionen Euro deutlich steigern. Die Jahresbilanz wird am 6. Dezember veröffentlicht. Auch für das kommende Geschäftsjahr hat TUI positive Vorzeichen ausgemacht. "Wir freuen uns, dass die positive Dynamik auch für das Winterprogramm 2023/24 bei gleichzeitig höheren Preisen anhält." Das Programm sei erweitert worden, die Buchungen lägen um 15 Prozent über der Wintersaison des Vorjahres bei vier Prozent höheren Preise.

TUI (WKN: TUAG50)

Aktien von DHL Group im Fokus

Sorgen in puncto Konjunkturentwicklung und damit auch hinsichtlich der Geschäftsentwicklung der DHL Group haben die Aktien des Logistikers am Dienstag belastet. Mit 40,455 Euro erreichte ihr Kurs den tiefsten Stand seit Mai. Zuletzt waren die Papiere mit einem Minus von noch 2,20 Prozent auf 40,82 Euro unter den größten Verlierern im deutschen Leitindex Dax.

Die Analysten des Investmenthauses Kepler Cheuvreux senkten in einem Ausblick auf die am 8. November erwarteten Zahlen für das dritte Quartal des Dax-Konzerns ihre Gewinnerwartungen. Noch fehle es an einer Erholung der Sendungsmengen im zweiten Halbjahr, und es gebe derzeit Gegenwind durch Spritpreise und Wechselkurse, schrieben sie in einer Studie. Daher müsse das Management womöglich das Ziel für den operativen Jahresgewinn auf das untere Ende bis zur Mitte der avisierten Spanne hin präzisieren.

Gleichwohl sehen die Kepler-Experten bei einem von 51 auf 49 Euro gesenkten Kursziel weiterhin mittelfristig ausreichend Spielraum für ein "Buy"-Votum. Dies begründeten sie mit einer möglichen Erholung der Paketmengen sowie mit der Bewertung der Aktien. Denn diese erschienen im Vergleich zur Vergangenheit sowie in Relation zu Papieren von Wettbewerbern günstig.

Erst bei der Vorlage der Halbjahreszahlen Anfang August hatte sich die DHL Group etwas zuversichtlicher für das Gesamtjahr gegeben, zumindest für das untere Ende des Ausblicks. Seither avisiert sie einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 6,2 bis 7 Milliarden Euro. Genutzt hatte das den Aktien aber wenig - im Gegenteil: Seither stecken die Papiere im Abwärtstrend. Der Logistikkonzern sei lediglich genau da gelandet, wo man es erwartet habe, hatte Analyst Samuel Bland von der Bank JPMorgan damals angemerkt.

Vor diesem Hintergrund hätten Anleger erst einmal Kasse gemacht nach einem Jahresplus der Aktien von mehr als 30 Prozent. Dieses ist mittlerweile auf rund 16 Prozent zusammengeschmolzen, was einen Platz im vorderen Mittelfeld des Dax bedeutet. Nachdem anfänglich noch Gewinnmitnahmen das Bild geprägt hatten, dürften anschließend auch Bedenken in puncto Geschäftsentwicklung hinzugekommen sein.

DHL Group (WKN: 555200)

Mit Material von dpa-afx und Reuters

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