Damit hatten wohl die wenigsten gerechnet: Nach einem volatilen Handelstag am Mittwoch kann der DAX am Donnerstag stark auf die 16.000 Punkte springen. Und auch die Wall Street zeigt sich robust. Zudem stehen die Aktien von SAP, Aixtron, Deutsche Bank und Commerzbank im Fokus.

Kursanstiege bei den deutschen Immobilien- und Konsumwerten haben den DAX am Donnerstag über die Marke von 16.000 Punkten gehievt. Zinsängste nach neuen Konjunkturdaten grenzten allerdings die Gewinne ein und bremsten andere Aktienmärkte aus. Der deutsche Leitindex stand am Nachmittag 0,7 Prozent höher bei 16.007 Zählern. Der EuroStoxx50 rückte um 0,3 Prozent auf 4330 Stellen vor. 

Die jüngste Anhebung der Prognose von Aroundtown beflügelte etwa den deutschen Immobiliensektor. Aroundtown weiteten ihre Gewinne vom Mittwoch aus und kletterten deutlich, auch Vonovia zeigte sich stärker. Lesen Sie dazu auch: Vonovia-Aktie: Ist das das Signal für die Erholungsrallye?

Gedämpft wurde die Stimmung von der Erwartung weiter steigender Zinsen der großen Notenbanken in ihrem Kampf gegen die Inflation. "Die Märkte ahmen im Moment die Haltung der Zentralbanker nach und fokussieren sich so stark auf die Konjunkturdaten, es fühlt sich so an, als ob ein einziger Wert unter den Erwartungen jegliche Verbesserung der Stimmung zunichte machen könnte", sagte Russ Mold vom Finanzdienstleister AJ Bell. Die Verbraucherpreise im Euroraum stiegen im August um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Experten hatten mit einem Rückgang auf 5,1 Prozent gerechnet. Auch Daten aus den USA wie der Rückgang bei den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe schürte Sorgen über eine weitere geldpolitische Straffung dort.

Nach den jüngsten Konjunkturdaten zeigen sich die Anleger an der Wall Street vorsichtig optimistisch. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte rund eine Stunde nach Handelsstart mit 0,3 Prozent im Plus. Und der breiter gefasste S&P 500 lag 0,35 Prozent vorne. Der Index der Technologiebörse Nasdaq100 rückte um 0,65 Prozent auf 15.565 Stellen vor. Die Investoren hofften, dass die jüngsten Wirtschaftszahlen die US-Notenbank Fed zu einer Zinserhöhungspause bei ihrer nächsten Sitzung im September ermuntern.

Ein Inflationsmaß, das die Fed besonders im Auge hält, sind die persönlichen Ausgaben der Konsumenten. Der sogenannte PCE-Kernindex stieg im Juli leicht auf eine Jahresteuerungsrate von 4,2 Prozent und damit genauso stark, wie von Analysten erwartet. "Diese Daten deuten auf eine Abschwächung der Wirtschaft in einem nachhaltigen Tempo hin, was bedeuten könnte, dass die Fed mit ihren Zinserhöhungen bald fertig sein wird", sagte Art Hogan, Stratege beim Vermögensverwalter B Riley Wealth. Die Notenbanker versuchen, mit Zinserhöhungen die Inflation zu senken, ohne die Wirtschaft abzuwürgen.

DAX (WKN: 846900)

DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Donnerstag

Am Donnerstagmittag befinden sich die Aktien von Vonovia (+5,90 Prozent), Zalando (+4,76 Prozent) und Sartorius (+4,11 Prozent) an der Spitze des DAX. 

Am anderen Ende verlieren die Titel von Commerzbank (-1,26 Prozent), Deutsche Bank (-0,53 Prozent) und HeidelbergMaterials (-0,21 Prozent) am meisten.

Aktien von SAP im Fokus

Nur mit moderatem Zuwachs haben die in diesem Jahr bereits deutlich gestiegenen SAP-Aktien am Donnerstag auf das jüngste Abschneiden des US-Konkurrenten Salesforce reagiert. Im vorbörslichen Handel auf Tradegate ging es für die Anteile des Dax-Konzern um knapp ein halbes Prozent nach oben im Vergleich mit dem Xetra-Schluss.

Salesforce hatte am Vorabend nach US-Börsenschluss Quartalszahlen vorgelegt und die Jahresprognose erhöht. JPMorgan-Analyst Mark Murphy sprach von einer beeindrucken Entwicklung der operativen Marge und der freien Barmittel.

Die SAP-Papiere haben in diesem Jahr bislang gut ein Drittel zugelegt und zählen damit zu den Dax-Favoriten. Salesforce ist mit plus 62 Prozent seit dem Jahreswechsel im US-Leitindex Dow Jones Industrial der Spitzenreiter. Für die Papiere der US-Amerikaner zeichneten sich am Donnerstag deutliche Gewinne ab.

Um neue Impulse auf der Oberseite auszulösen, müsste der SAP-Kurs nun über das November-Hoch aus dem Jahr 2021 bei 129,74 Euro und die aktuelle 2023er-Bestmarke von 129,98 Euro vom vergangenen Donnerstag steigen, analysierten die Charttechnik-Experten der Schweizer Bank UBS.

Gelinge anschließend auch der Ausbruch über die 130-Euro-Marke per Tagesschluss, wäre eine große V-förmige Umkehr vollendet und die Notierungen hätten Luft bis zum Oktober-Hoch aus dem Jahr 2020 bei 135,62 Euro, hieß es weiter. Darüber würde dann das Rekordhoch bei 143,32 Euro allmählich in Reichweite rücken.

SAP (WKN: 716460)

Aktien von Aixtron im Fokus

In Zeiten eines schwindenden Branchen-Optimismus von Barclays stützt am Freitag ein positives Votum die Aktien von Aixtron. Die britische Bank senkte ihr Sektorvotum zwar auf "Neutral", nahm aber die Aktie des Chipindustrieausrüsters mit "Overweight" wieder auf. Dies wirkte sich vorbörslich positiv aus: Im Tradegate-Handel wurden die Papiere zu 35,45 Euro und damit 1,5 Prozent über ihrem Xetra-Schlusskurs gehandelt.

Analyst Simon Coles betonte zwar in einer Sektorstudie, langfristig seien die Investment-Chancen mit Chipwerten intakt. Aufgrund der diesjährigen Stärke von Tech-Aktien trotz nur begrenzter Verbesserungen in der Branche geht er generell vorsichtiger an diese heran - auch wegen geopolitischer Risiken.

Der Maschinenbauer Aixtron biete aber einen starken Fokus auf länger anhaltende Wachstumstrends wie Elektromobilität und Erneuerbare-Energien-Infrastruktur, sowie Potenzial mit Blick auf eine zunehmende Verwendung von Mikro-Led, lobte er. Mit einem Kursziel von 42 Euro sieht Coles bei Aixtron noch mehr als ein Fünftel Kurspotenzial. Bislang haben die Aktien in diesem Jahr schon fast 30 Prozent an Wert gewonnen.

Aixtron (WKN: A0WMPJ)

Mit Material von dpa-afx

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