Niedrige Bewertungen an der Börse und ein hohes Wertsteigerungspotenzial: Diese Kombination könnte im kommenden Jahr zu einer Welle von Attacken aktivistischer Investoren auf DAX- und MDAX-Konzerne führen. Von Wolfgang Ehrensberger und Jörg Lang

 Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von BÖRSE ONLINE. Einen Vorgeschmack lieferte beispielsweise der Einstieg des aktivistischen Fonds Petrus Advisers beim Fernsoftware-Spezialisten Teamviewer. Ein weiteres Beispiel ist der Gesundheitskonzern Fresenius, den sich der berüchtigte US-Hedgefonds Elliott als Ziel ausgesucht hat. Das Muster ist immer das gleiche: Die Aktivisten setzen das Management hinter den Kulissen oder sogar öffentlich unter Druck, um so den Konzernumbau voranzutreiben. Das wiederum soll Rendite- und Kurspotenziale freisetzen. Von denen könnten dann am Ende auch Privatanleger profitieren, die auf diese Erfolge spekulieren.

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Die Zielunternehmen weisen ähnliche Eigenschaften auf: Es sind niedrig bewertete Unternehmen, bei denen die Aktivisten Hebel zur Verbesserung der Performance sehen — etwa die Abspaltung von Unternehmensteilen oder Defizite in der Strategie oder der Unternehmensführung (Corporate Governance). Niedrige Profitabilität oder konglomeratartige Strukturen ziehen die Firmenjäger dabei besonders an. 

Jüngstes Beispiel aus dem MDAX ist der zwischenzeitlich ins Straucheln geratene Fernsoftware-Spezialist Teamviewer. Der aktivistische Fonds Petrus Advisers hatte Mitte November eine Drei-Prozent-Beteiligung an Teamviewer offengelegt und in einem offenen Brief den sofortigen Ausstieg aus den teuren Sponsoring-Verträgen mit dem Fußballclub Manchester United und dem Formel-1-Team von Mercedes gefordert. Denn damit werde nicht nur die falsche Zielgruppe angesprochen. Mit 70 Millionen Euro kosteten die Verträge auch das 1,4-Fache des Nettogewinns. Ohne das Sportsponsoring könnte das ansonsten gut aufgestellte Unternehmen sein Gewinn- und Kurspotenzial entfalten, sagt Petrus. Die Aktivisten aus London hatten bereits bei der Aareal Bank dem Management eingeheizt — mit Erfolg.

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Auf der BÖRSE-ONLINE-Liste potenzieller Aktivistenziele stehen unter anderem der Sportartikler Adidas (nach Chefwechsel Kostenoptimierung nötig), Beiersdorf (Unternehmensbereiche mit wenig Synergien), Continental (Abspaltung der Reifensparte), VW (Konglomerat), Kion (überteuerter Zukauf), Lufthansa (Abspaltungen Technik/Logistik) und Rheinmetall (Verkauf der Autosparte).

Im DAX hat der Einstieg des US-Aktivisten Elliott bei Fresenius für Aufsehen gesorgt. Fresenius und seine Dialysetochter FMC stecken nach Gewinn- und Kurseinbruch und Chefwechseln mitten im Umbau. Anders als Petrus hat sich Elliott nie zu seinen Zielen geäußert, doch findet angeblich bereits ein enger Austausch zwischen Elliott und der neuen Fresenius-Führung unter Vorstandschef Michael Sen statt. Beobachter glauben, dass der Investor auf Abspaltung von FMC drängt.

Weitere Dax-Aktien im Visier

Nach einer Studie des Beratungsunternehmens Alvarez & Marsal, aus der das „Handelsblatt“ kürzlich zitierte, könnten in nächster Zeit bis zu 29 Unternehmen in Deutschland von aktivistischen Investoren ins Visier genommen werden. Namen werden in der Studie nicht genannt.

Viel Angriffsfläche bieten beispielsweise der Chemie- und Pharmakonzern Bayer und der Konsumgüterkonzern Henkel, die aus Sicht der Aktivisten noch immer zu breit aufgestellt sind und damit Renditepotenzial brachliegen lassen. Und nicht zuletzt könnte sogar der VW-Konzern zum Ziel eines Angriffs werden. Das Autoimperium steht wegen Corporate-Governance-Defiziten und komplexer Aktionärsstruktur unter Dauerkritik.

Übrigens: Finger weg von diesen Flop-Aktien.

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