Nachdem vergangenen Freitag die Silicon Valley Bank insolvent gegangen ist, befürchten Anleger heute einen Bankrun und einen Börsencrash. Der DAX gibt deutlich nach. Doch die US-Börsen eröffnen freundlich und auch Kryptowährungen steigen stark. Was müssen Anleger heute rund um die Börse und um deutsche Aktien wissen?

Am Montag startet der DAX zunächst höher. Belastet von Sorgen um das US-Bankensystem hatte er am Freitag 1,3 Prozent niedriger bei 15.427,97 Punkten geschlossen und war im nachbörslichen Handel noch deutlich weiter eingebrochen. Doch am Montagmorgen zeigen sich die Börsen stark und gegen 07:30 wird der DAX 0,9 Prozent höher bei 15.455 Punkten gesehen. Doch nach Börsenstart verkaufen Anleger ihre Aktien. Bis 09:40 bricht der DAX auf 15.250 Punkte ein und notiert damit plötzlich 1,07 Prozent im Minus. Gegen 10 Uhr sackt der DAX auf minus 1,9 Prozent auf 15.140 Punkte ab. Gegen 10:30 bricht der DAX sogar unter die Marke von 15.000 Punkten und notiert rund 3,0 Prozent im Minus. Gegen 11 Uhr kann der DAX sich dann wieder auf rund 15.100 Punkte hochangeln. Ungefähr dort notiert er auch gegen 12 Uhr bei minus 2,13 Prozent. Doch auch mit Eröffnung der US-Börsen wird es nicht besser. Gegen 15:30 befindet sich der DAX mit mehr als 3 Prozent im Minus bei unter 15.000 Punkten. Gegen Handelsschluss können deutsche Aktien sich aber wieder bis auf 15.000 Punkte hocharbeiten.

Sorgen um die Auswirkungen des Kollaps der US-Startup-Finanzierungsbank Silicon Valley Bank (SVB) machen den europäischen Börsen zu schaffen. Die Sicherung der Kundeneinlagen durch US-Behörden nach der Auflösung der SVB und der New Yorker Signature Bank hat Investoren anscheinend nicht beruhigt. "Die Art von Übernacht-Rettungs-Aktionen weckt böse Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. Die US-Regierung versuche zwar, die Krise zu isolieren und toxische Ansteckungseffekte zu vermeiden. Es sei aber alles andere als sicher, ob das auch funktioniert. "Der Markt vermutet, dass die Probleme, die bei der SVB sichtbar geworden sind, auch in anderen Bilanzen stecken, auch in jenen der ganz Großen."

Die Futures der großen US-Indizes pendelten um die Null-Marke. Die Investoren hofften, dass das SVB-Debakel die US-Notenbank zu einer vorsichtigeren Geldpolitik mit kleineren Zinserhöhungen bewegen könnte. "Ein Schritt um 50 Basispunkte scheint sehr wahrscheinlich vom Tisch zu sein", sagte Expertin Victoria Scholar vom britischen Online-Anlagedienst Interactive Investor. "Die Fed könnte sich sogar entscheiden, die Zinssätze zunächst überhaupt nicht zu ändern, um das Risiko von Ansteckungseffekten durch den Zusammenbruch der SVB im Zaum zu halten." 

Denn die Spekulationen um die Folgen des Kollaps der US-Startup-Finanzierungsbank Silicon Valley Bank (SVB) machen US-Anleger nervös. US-Bankaktien setzten ihre Talfahrt am Montag fort, die Papiere einiger kleinerer Geldhäuser brachen um mehr als 50 Prozent ein. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte zur Eröffnung 0,3 Prozent tiefer bei 31.820 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 verlor 0,7 Prozent auf 3835 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq bröckelte um 0,9 Prozent auf 11.041 Stellen ab. Gegen 17:30 steht der Dow Jones aber 0,5 Prozent im Plus, der S&P 500 um 0,4 Prozent und die Nasdaq um plus 1,4 Prozent. 

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Die Sicherung der Kundeneinlagen durch US-Behörden nach der Auflösung der SVB und der New Yorker Signature Bank hat Investoren anscheinend nicht beruhigt. "Wenn ein so großer Schritt so schnell gemacht wird, denkt man zuerst, dass die Krise abgewendet ist. Aber der zweite Gedanke ist: Wie groß waren die Risiken, dass dieser Schritt unternommen werden musste?", sagte Rick Meckler, Partner beim Vermögensverwalter Cherry Lane.

Die Anteilsscheine von JPMorgan, Wells Fargo, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America verloren zwischen 1,5 und 5,7 Prozent. Bei kleineren Banken waren die Anleger zum Teil noch nervöser. Die Aktien der US-Privatbank First Republic Bank brachen etwa um knapp 70 Prozent ein, PacWest fielen um mehr als 50 Prozent.

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Die Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank lagen dementsprechend deutlich im Minus. Gefragt waren dagegen die Papiere der Deutschen Post, die mit einem Plus von 2,6 Prozent an die Spitze des Dax kletterten. Der Brief- und Paketzusteller und die Gewerkschaft Verdi haben sich nach langem Ringen auf einen neuen Tarifvertrag für die rund 160.000 Beschäftigte des Bonner Konzerns geeinigt. Der von Verdi angedrohte bundesweite Streik ist damit voraussichtlich vom Tisch.

Relevante Konjunkturindikatoren werden heute nicht erwartet.

Wichtige Neuigkeiten zur Silicon Valley Bank, der FED und der Börse am Montag

Zwei Tage nach der Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) versuchen US-Behörden die Anleger mit einer Reihe von Maßnahmen zu beruhigen. Sämtliche Einlagen bei dem auf die Finanzierung von Technologiefirmen spezialisierten Geldhaus sollen geschützt werden, wie die US-Notenbank Federal Reserve (Fed), der Einlagensicherungsfonds FDIC und das Finanzministerium gemeinschaftlich mitteilten. Die Kunden könnten ab Montag auf ihr Geld zugreifen. Der Steuerzahler soll keine Verluste im Zusammenhang mit der Abwicklung der Silicon Valley Bank tragen müssen. In den USA sind Einlagen eigentlich nur bis zu einer Obergrenze von 250.000 Dollar abgesichert. Die Fed will den Banken außerdem zusätzliche Finanzmittel zur Verfügung stellen. 

US-Präsident Joe Biden will nach der Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) die Aufsicht und Regulierung großer Banken verstärken. "Ich bin fest entschlossen, die Verantwortlichen für diesen Schlamassel zur Rechenschaft zu ziehen und unsere Bemühungen um eine stärkere Aufsicht und Regulierung größerer Banken fortzusetzen, damit wir nicht wieder in eine solche Lage geraten", teilte Biden mit.

Die US-Notenbank hat für Montag eine Sitzung ihres Gouverneursrats unter Ausschluss der Öffentlichkeit angekündigt. Es werde dabei in erster Linie um Vorschuss- und Diskontsätze gehen, teilte die Fed am Sonntag mit. Die Zentralbank nannte keine Details. An den Finanzmärkten herrscht extreme Unruhe wegen des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank. 

DAX-Gewinner und DAX-Verlierer am Montag

Am Montagabend befinden sich lediglich die Aktien von Sartorius mit plus 0,85 Prozent, RWE mit plus 0,26 Prozent, Fresenius Medical Care mit plus 0,13 Prozent und Symrise mit plus 0,13 Prozent im Plus. 

Auf der anderen Seite des DAX verliert die Commerzbank um 12,0 Prozent, Covestro um 4,77 Prozent und Continental um 4,40 Prozent.

(Mit Material von Reuters)